Wenn das iPhone zum Ziegel wird

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File photograph of a woman using her mobile phone in MunichREUTERS
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Apple hatte bereits Antenna-Gate, Bendgate und trotzdem haben Kunden dem Unternehmen verziehen. Die Causa Error 53 könnte das jetzt aber endgültig ändern.

Apple-Nutzer leiden einer Studie zufolge an dem Stockholm-Syndrom. Zugegeben, die Studie stammt bereits von 2009, aber betrachtet man die Mängel, die Kunden in der Vergangenheit gewillt waren hinzunehmen, scheint die Studie von Strand Consulting wenig charmant, aber auch schlüssig. Unter dem Deckmantel der Sicherheit lässt man Apple einfach sehr viel durchgehen. Ob das Argument nun schlüssig ist oder nicht.

Apple lässt nur den Verkauf von autorisierter Hardware zu und auch Apps unterliegen strengen Kontrollen. Apple diktiert und die Kunden nehmen es widerstandlos hin. Fanboys – die es auch auf anderen Plattformen gibt – springen sogar noch gern in die Bresche und befürworten oder argumentieren die Einschränkungen. Aktuell auch bei Error 53 – einer Fehlermeldung mit verheerenden Folgen. Doch es rührt sich Widerstand in Form einer Sammelklage.

Apples eigene Regeln. Die Unternehmensphilosophie Apples wurde in der Vergangenheit oftmals mit einem eingezäunten Garten verglichen. Oder auch mit einem Hotelzimmer, das zwar schön eingerichtet sei, aber wenig Möglichkeiten biete, sich kreativ auszuleben.

Denn seit der Aktualisierung auf iOS 9 reagieren iPhones sensibel darauf, wer den Home-Button und den dazugehörigen Fingerprint-Scanner repariert. Lediglich Apple oder eine autorisierte Werkstätte dürfen Hand anlegen. Alternativen, auch wenn vertrauenswürdig, sind nicht gern gesehen. Wird nämlich der „Seitensprung“ von der Software bemerkt, geht das Gerät in den Error-53-Modus.

Als nächsten Schritt empfiehlt eine Unternehmenssprecherin, sich mit dem Support-Center in Verbindung zu setzen. Das haben nun einige Kunden auch getan und „The Guardian“ zufolge lediglich erfahren, dass man nichts für sie tun könne und man einen Neukauf erwägen sollte. Das Gerät selbst ließe sich nicht mehr instand setzen. Und wieder muss der Sicherheitsaspekt herhalten, um die erregten Gemüter zu beruhigen.

Durch den eingebauten Sicherheitscheck sei es nicht möglich, dass ein schädlicher Sensor eingebaut werden könne. Durch das iOS-Update werde geprüft, ob noch alle Originalbauteile vorhanden seien.

Sammelklage soll Klarheit schaffen. Zwar ist Apples Argumentation durchaus schlüssig, denn die Daten eines gestohlenen Gerätes könnten so in fremde Hände gelangen. Doch noch gibt es so etwas wie Wettbewerbsbedingungen und die könnten damit verletzt worden sein. Erschwerend kommt hinzu, dass die Geräte trotz ausgetauschter Hardware vor dem Update noch reibungslos funktioniert haben. Erst die eingespielte Software verwandelte das iPhone in einen formschönen, aber nutzlosen Ziegel.

Die Anwälte der kalifornischen Kanzlei Pfau Cochran Vertetis Amala gehen von einer gewerbsmäßigen Verletzung der Wettbewerbsbedingungen aus. Sie werfen Apple vor, dass man unter dem Vorwand der Sicherheit lediglich versuche, nur Originalkomponenten zu verkaufen. Der fehlende Hinweis auf die möglichen Konsequenzen wird ebenfalls von den Anwälten kritisiert. Noch ist man auf der Suche nach betroffenen Kunden. Die Schadenersatzsumme von fünf Millionen Dollar könnte aber locken. Vor allem, weil man sich wegen des Error 53 ein neues iPhone kaufen muss.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2016)

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