Sollen Fächer wie BWL oder Jus an den Fachhochschulen gelehrt werden, wie Minister Mitterlehner fordert? Die Universitäten lehnen das ab.
Der Vorschlag von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), wirtschafts- und unternehmensnahe Fächer von der Universität an die Fachhochschule zu verlagern, stößt an den Unis auf große Ablehnung. Vor allem die Wirtschaftsuniversität (WU) wehrt sich: „Keine andere Institution ist in Österreich in der Lage, in dieser hohen Qualität auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften und des Wirtschaftsrechts auszubilden. Würde sich die WU aus der Bachelor-Ausbildung zurückziehen, würde die österreichische Wirtschaft großen Schaden nehmen“, sagt Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger zur „Presse“.
Der Wissenschaftsminister hatte zuvor davon gesprochen, dass etwa die Betriebswirtschaftslehre an den Fachhochschulen besser aufgehoben sein könnte als an den Unis: „Bei BWL würde nichts dagegen sprechen“, sagte er wörtlich. Auch über Rechtswissenschaften werde man diskutieren müssen.
„Müssen weiter an Uni angeboten werden“
Auch die Universität Wien, die die beiden Fächer anbietet, kann der Idee nur wenig abgewinnen: „Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaft sind wissenschaftliche Fächer, in denen an der Universität Wien viel Forschungsaktivität geleistet wird. Im Sinne einer forschungsgeleiteten Lehre müssen diese Studienfächer weiterhin auch im Grundstudium an der Universität angeboten werden“, sagt Rektor Heinz Engl zur „Presse“. Eine generelle Ablehnung von mehr Zusammenarbeit ist das nicht: „Eine engere Abstimmung und mehr Kooperation mit Fachhochschulen in bestimmten Studienfächern sind überlegenswert“, so der Rektor.
Deutlich gelassener sieht man die Diskussion an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Uni Klagenfurt: „Reden muss man über alles können. Und in Zeiten von knappen Mitteln ist es sinnvoll, nach Synergien zu suchen“, sagt Erich Schwarz, der Dekan der Fakultät.
Rektorenchefin Sonja Hammerschmid hält eine Diskussion über konkrete Fächer wie BWL oder Jus für verfrüht. Prinzipiell begrüße sie aber den Prozess des Fächerabgleichs. Einen solchen hatte sie schon Ende des Jahres angekündigt. Am Montag hatte Hammerschmid in einer Aussendung noch keine Kritik geübt: Sie freue sich, dass sich das Wissenschaftsministerium mit denselben Fragen der strategischen Ausrichtung auseinandersetze wie die Universitäten selbst.
„Studiengebühren durch die Hintertüre“
Skeptisch sieht der freiheitliche Wissenschaftssprecher Andreas Karlsböck die Pläne. Eine stärkere Kooperation zwischen FH und Universitäten „etwa zur Straffung des fragmentierten Studienangebots oder zur Erhöhung der Durchlässigkeit und Mobilität sei sicher ein richtiger Schritt“, so Karlsböck in einer Aussendung. Allerdings dürften weniger frequentierte Fächer nicht allein dem Effizienzgedanken geopfert werden. Außerdem befürchtet er bei einer Verlagerung von Studenten an FH „Studiengebühren durch die Hintertüre“ - im Gegensatz zu den Unis würden diese nämlich größtenteils Studienbeiträge einheben.
Aufgrund der „sinnvollen Überlegungen überrascht“ von Mitterlehner zeigte sich die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH). Dessen Initiative zum Thema Durchlässigkeit und Mobilität „legt den Finger in jene Wunden, die wir als ÖH-Bundesvertretung schon seit langem andiskutieren“, betonte ÖH-Chef Philip Flacke in einer Aussendung. Irritiert sind die Studentenvertreter allerdings von Ausdrücken wie „Luxusfächer“ für weniger frequentierte Studienrichtungen.
(j.n./APA)