Bei Heta droht Patt nach argentinischem Vorbild

The logo of defunct lender Austrian bank Hypo Alpe Adria stands on the rooftop of its headquarters in Klagenfurt
The logo of defunct lender Austrian bank Hypo Alpe Adria stands on the rooftop of its headquarters in KlagenfurtREUTERS
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Große Gläubiger von Anleihen der Hypo haben das Vergleichsangebot Kärntens vorerst abgelehnt. Ein endloser Rechtsstreit droht.

Die letzte Finanzkrise in Österreich ist immer noch nicht vorbei. Das Bundesland Kärnten, der frühere Mehrheitseigentümer der Hypo Alpe Adria, hat den Anleihegläubigern ein Vergleichsangebot über elf Milliarden Euro oder 0,75 Euro je ein Euro Nominalwert auf ihre Anleihe-Bestände gemacht. Doch Gläubiger wie die Pacific Investment Management Co. (Pimco) sowie Hedefonds und deutsche Banken lehnen das bis 11. März 2016 befristete Angebot ab.

Österreichs Notenbankgouverneur Ewald Nowotny sprach vor Kurzem von einer Phase der "psychologischen Kriegsführung". "Rein wirtschaftlich gesehen, wäre jeder gut beraten, das Angebot anzunehmen", sagte Nowotny. Er denke es, sei ein faires und ein angemessenes Angebot. Pimco wollte dazu keine Stellung beziehen. Es droht eine mehrjährige Pattsituation nach argentinischem Stil. Argentinien und seine US-Gläubiger hatten sich gestern nach einem rund 14 Jahren andauernden Schuldenstreit geeinigt

"Schnelle Ablehnung überraschend"

Kärnten, das für einen Großteil der Anleihen der Bank Ausfallbürgschaften abgegeben hatte, benötigt eine Mehrheit von zwei Dritteln der Gläubiger, die das Angebot annehmen, um die Konditionen auch den übrigen Gläubigern auferlegen zu können.

Die Gruppe der Opponenten sagt, sie repräsentiere fünf Milliarden Euro beziehungsweise 45 Prozent der Heta-Anleihen. "Ich war überrascht, dass eine breite Gruppe an Anleihegläubigern das Angebot so schnell abgelehnt hat", sagte Otto Dichtl, Analyst bei Stifel Financial Corp. in London. "Einige haben sich vielleicht für den Augenblick zusammengeschlossen, aber das ist nicht unbedingt immer sinnvoll und die Interessen laufen auseinander."

Pimco, der Vermögensverwalter, der zur Münchner Allianz SE gehört, ist der einzige größere Käufer der Anleihen im Sekundärmarkt, der seinen Bestand offengelegt hat, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht. Pflichtmitteilungen zufolge ging Pimco 2014 eine Wette auf die notleidenden Papiere ein. Einige der Pimco-Fonds stiegen bei fünf verschiedenen Heta- Anleihen ein. Überwiegend engagierten sie sich im zweiten Quartal 2014 bei dem Papier mit Fälligkeit 2017 und einem Kupon von 4,375 Prozent.  Der Nominalwert der Positionen summierte sich laut Daten vom 30. September auf mehr als 300 Mio. Euro. In dem Quartal als Pimco kaufte, notierten die Anleihen alle über 0,95 Euro je 1 Euro Nominalwert.  
Die Sprecherin der Gruppe rund um Pimco und den deutschen Banken sagte, die Gruppe stehe fest zu ihrer Ablehnung der Konditionen für die vorgeschlagene Einigung.

Hälfte des Wertes bereits abgeschrieben

Österreich hatte in der vergangenen Woche die Debatte angeheizt, als Finanzminister Hans Jörg Schelling sagte, es könne bis zu einem Jahrzehnt dauern, Heta abzuwickeln, wenn die Gläubiger nicht zustimmten.

Die größte Gruppe der Heta-Gläubiger entfällt auf deutsche Banken, darunter Commerzbank AG und NordLB. Die meisten kauften die Papiere vor 2007 und haben sie auf die Hälfte des Nominalwertes abgeschrieben - auf Anordnung der Europäischen Zentralbank und der Deutschen Bundesbank, wie aus öffentlichen Unterlagen hervorgeht. Auch wenn sie teilweise zu der Gruppe um Pimco zählen, die das Angebot ablehnt, so könnten sie es doch annehmen und würden einen Gewinn verbuchen.

"Gans wird in letzten fünf Minuten knusprig"

Commerzbank-Chef Martin Blessing sagte vergangene Woche vor Reportern in Frankfurt, er wolle sich seine Optionen offen halten: "Wie mir mal jemand in Österreich gesagt hat: in den letzten fünf Minuten wird die Gans knusprig. Warten wir mal ab, was da noch passiert."
Hedgefonds wie Knighthead Capital Management und Canyon Capital Advisors besitzen ebenfalls Heta-Anleihen. Viele von ihnen begannen die Papiere zu kaufen, als vergangenes Jahr entschieden wurde, Heta abzuwickeln. Damals hätten sie die Anleihen für 0,55 Euro je 1 Euro Nominalwert kaufen können.

Für diejenigen, die das derzeitige Angebot ablehnen, wird das Potenzial für eine höhere Zahlung nur attraktiv bleiben, wenn es nicht zu lange dauert, sagt Frederick Gentis bei Wallich & Matthes, ein auf Ausfallbürgschaften in Deutschland und Österreich spezialisierter Händler. "Es wird eine Kosten-Nutzen-Abwägung geben, zwischen dem Verlust und der Zeit, die nötig ist, um vor Gericht mehr zu erzielen", sagte er. "Wenn eine höhere Zahlung bedeutet, drei Jahre oder länger vor Gericht zu verbringen, könnte ein Verlust erwogen werden."

Die Hypo Alpe Adria wurde 2009 verstaatlicht, nachdem die Bank unter der Last fauler Kredite zusammenzubrechen drohte. Nach dem Verkauf der veräußerungsfähigen Aktiva wurde der Rest an die "Bad Bank" Heta Asset Resolution AG übertragen. Schließlich trat im März die Finanzmarktaufsicht FMA auf den Plan und stellte nach einer Überprüfung der Aktiva ein größeres Loch in den Finanzen von Heta fest. Daraufhin wurde die Bedienung der Heta-Anleihen eingestellt und ein Schuldenmoratorium verhängt, dem ein Schuldenschnitt folgen soll. Heta selbst soll abgewickelt werden.

(Bloomberg)

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