Europa League: In der Hochburg der Fledermäuse

EUROPA LEAGUE: TRAINING SK RAPID WIEN
EUROPA LEAGUE: TRAINING SK RAPID WIEN(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Rapid will sich zum Start der K.-o.-Phase in Valencia keinesfalls verstecken, obwohl die Statistik aller ÖFB-Teams im Estadio Mestalla eher zu erhöhter Vorsicht rät,

Valencia/Wien. Die Stufen des Estadio Mestalla in Valencia sind hoch. Die Tribünen ragen steil empor, und hier, in der Heimstätte des FC Valencia, finden 55.000 Zuschauer Platz. Werden sie laut, sind gegnerische Spieler und ihre Anhänger mucksmäuschenstill – weil man sie im Heim der Fledermäuse nicht mehr hört. Ob auch Rapid und 2600 mitgereiste Fans beim heutigen Hinspiel des Europa-League-Sechzehntelfinales (21.05 Uhr, live Puls 4) in den Genuss dieser beeindruckenden Geräuschkulisse kommen, ist allerdings fraglich.

Valencia ist längst keine Großmacht mehr in der spanischen Primera Division. Der Klub ist aktuell nur Tabellenzwölfter, an ihm haftet ein Verliererimage. Auch Länderspiele finden im WM-Stadion von 1982 nur noch selten statt. Seit 2010 lief die Selección de fútbol nur einmal im Mestalla auf.

0:9 – Wiedersehen im Mestalla

Die Erinnerungen der Österreicher an Valencia sind eher schauderhaft. Das ÖFB-Team hat dort ein herbes Debakel erlitten, die Mannschaft von Herbert Prohaska ging am 27. März 1999 mit 0:9 unter. Als Reporter kam man damals kaum mit dem Mitschreiben nach, Anton Pfeffer wusste schon zur Halbzeit, dass „wir diese Partie nicht mehr hoch gewinnen werden“. Unter Otto Barić war es 2001 nur unwesentlich besser, Österreich verlor mit 0:4. Aber auch Rapid, Tirol, Sturm Graz und Salzburg verließen dieses Stadion stets als Verlierer.

Aber von Erinnerungen kann man auch in Valencia nicht leben. Die Fans der Blanquinegros bleiben aus. Erfolge von einst, etwa Champions-League-Finale (2000, 2001), Uefa-Cup-Sieg (2004) oder Stars wie Mendieta oder Morientes sind vergessen. Die letzte der sechs Meisterfeiern weckte 2004 zwar noch Hoffnungen, die aber in finanziellen Turbulenzen und persönlichen Scharmützeln untergingen. Und damit verebbte die Begeisterung im El Bombo, der berühmten Sportmuseumsbar vis-a-vis des Stadions, die Manolo, Spaniens berühmtester Fußballtrommler, weiterhin mit Herz betreiben soll.

Heute ist Rapid zu Gast, in Valencia ist man vorgewarnt. Lokale Zeitungen berichten über Resultate gegen Donezk oder Amsterdam, im Gegenzug wird die eigene Schwäche hervorgehoben, dabei ist die Europa League die letzte große Hoffnung in dieser Saison – negatives Understatement ist also nicht nur eine österreichische Stärke...

Ein Sieg in Spanien wäre für Rapid eine Premiere, der ist in allen bisherigen Partien mit Real Madrid (dreimal), Atlético und Villarreal nicht gelungen. Allerdings, gegen Valencia gab es bereits einmal Grund zur Freude, 2011 wurde ein Test mit 4:1 gewonnen. Aber auch das ist bloß Nostalgie.

Strafraum-Hoffnung Jelić

Jammern, Wehklagen und Niederlagen – all das berührt Matej Jelić, Rapids Hoffnung im Strafraum, nicht. Der Kroate, 25, ist von vielen voreilig als Fehlkauf eingestuft worden, doch seit Wochen präsentiert er sich wie verwandelt. Er hat seinen Platz im Angriff gefunden, das Zusammenspiel mit Hofmann, Schwab und Co. verbessert, ist bei Grün-Weiß angekommen. „Die Eingewöhnungsphase“, das gab der Torjäger zu, „war hart.“ Auch, weil die Erwartungen zu hoch waren. Er sollte nahtlos Robert Berić ersetzen, das konnte nicht gut gehen. Jetzt ist er überall für Tore gut; auch im Mestalla? Grün-Weiß will sich nicht verstecken, Trainer Zoran Barišić spekuliert mit dem Auswärtstor. Dann hätte man im Rückspiel alle Möglichkeiten. (ww/fin)


EUROPA LEAGUE AUFSTELLUNG

Valencia: Alves; Cancelo, Santos, Vezo, Siqueira; Parejo, Perez; Feghouli, Rodrigo, Tscheryschew; Alcacer.
Rapid: Strebinger; Pavelić, Sonnleitner, Hofmann, Stangl; Petsos, Schwab; Murg, Hofmann, Kainz; Jelić.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2016)

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