Rainer Seele richtet die OMV nach einem Milliardenverlust neu aus. Das Unternehmen müsse drastisch sparen und sich an Russland anlehnen.
Es ist ein düsteres Bild, das der neue OMV-Chef Rainer Seele von seinem Unternehmen zeichnet: Die OMV gebe zu viel aus, sei schwach im Wettbewerb, hoch verschuldet und die Ölreserven des Konzerns am Schwinden. "Es ist ein schleichender Niedergang", beteuerte der deutsche Manager bei der lange erwarteten Präsentation der neuen Unternehmensstrategie. "Teure Investitionen aus der Vergangenheit" hätten die Erwartungen nie erfüllen können. Angesicht des niedrigen Ölpreises bekomme die OMV nun die Rechnung dafür präsentiert, "jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt" zu haben. Im abgelaufenen Jahr führte diese Kombination zu einem Verlust von zwei Milliarden Euro. Ohne Sonderabschreibungen verbuchte Österreichs größtes Unternehmen immer noch einen Gewinnrückgang um 38 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Die Aktien zeigten sich am Donnerstag im Frühhandel an der Wiener Börse um 1,91 Prozent schwächer bei 24,11 Euro.
Russland wird vierter Kernmarkt
Doch wie es der Zufall will, hat der OMV-General eine Lösung parat: Die politisch umstrittene Annäherung an Russland soll den Verfall stoppen. Angesichts der niedrigen Produktionskosten sei der Weg nach Russland "ein klares Muss" für die OMV. Das geplante Tauschgeschäft mit der staatlich gelenkten russischen Gazprom werde die Reserven der OMV mit einem Schlag um 600 Millionen Fass nach oben bringen. Das ist fünf Mal mehr als die OMV heute in einem Jahr produziert. Die Kritik, wonach er den Ausverkauf des heimischen Energiekonzerns betreibe, sei ein "Schmarrn". Nähere Details zum angestrebten Asset Swap gab es nicht.
Doch Russland alleine ist keine Strategie. Die OMV werde sich daher fortan stärker auf die drei Kernregionen Österreich und Rumänien, Nordsee sowie Naher Osten und Afrika konzentrieren. In Zukunft soll Russland zum vierten Kernmarkt aufsteigen und ab 2020 zumindest 50.000 Fass Öl am Tag liefern. Potenzial sieht Seele auch im Iran und in Abu Dhabi. Aus der Türkei zieht sich der Konzern hingegen zurück.
"Keine Dividenden mehr auf Pump"
Auf der Kostenseite steht der OMV ein Sparkurs bevor, um die Profitabilität nach oben zu treiben. Nach 200 Millionen Euro 2015, soll die OMV bis 2017 noch einmal 100 Millionen einsparen. Jobabbau sei nicht das Ziel, aber auch nicht ausgeschlossen. Den größten Hebel gebe es allerdings bei den Investitionen. Sie sollen heuer auf 2,4 Milliarden Euro fallen. Das ist 40 Prozent weniger als noch 2014. Erklärtes Ziel sei es, anders als in der Vergangenheit, "keine Dividenden mehr auf Pump" auszuzahlen.
(Auer)