Eagles of Death Metal: Eine Ladung Testosteron

Teufel! Jesse Hughes (l.) und  Schlagzeuger Josh Homme.
Teufel! Jesse Hughes (l.) und Schlagzeuger Josh Homme.(c) Chapman Baehler
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Die Anschläge von Paris machten ihren Namen schlagartig bekannt. Nun kommen die Eagles of Death Metal nach Wien.

Bis zum 13. November 2015 lebte Jesse „The Devil“ Hughes, Sänger und Gitarrist der Eagles of Death Metal, wonnevoll die selbstzerstörerischen und tabusprengenden Klischees, die mit Rockmusik oft verbunden werden. Nach dem grauenhaften jihadistischen Terroranschlag im Pariser Bataclan mit 89 Toten und Hunderten Verletzten blieb selbst er eine Weile stumm. Erst zwölf Tage später berichtet Hughes mit Tränen in den Augen: Dem „Vice“-Magazin erzählte er, wie er auf der Suche nach seiner Freundin vor einem der Attentäter gestanden sei. Dieser schoss, aber die Kugel sei im Türrahmen stecken geblieben. Letztlich obsiegte der Trotz – und wohl auch der Wunsch, sich nicht einschüchtern zu lassen.

Waffennarr. Hughes verlautbarte, dass er sobald als möglich mit seinen Eagles of Death Metal in das nach den Vorfällen geschlossene Bataclan zurückkehren will. Schon im Dezember spielten die Eagles of Death Metal als spezieller Gast von U2 wieder in Paris. Bono, immer für schräge Publicitymanöver zu begeistern, kaufte der Band neue Mobiltelefone. Ihre alten waren am Tatort zurückgeblieben. Einen Monat vor den tragischen Ereignissen war mit „Zipper Down“ das erst vierte Album der Garagenrockband erschienen, die Hughes 1998 mit Josh Homme (Queens of the Stone Age) gegründet hatte. Der guten Stimmung zuträglich war damals überdies die Premiere der Filmdokumentation „The Redemption of the Devil“, die das krasse Leben des 43-jährigen Hughes genial einfängt. Dass ausgerechnet er zur Galionsfigur der linken „Je suis Paris“-Bewegung wurde, ist gelinde gesagt, überraschend. Der Film zeigt die Sprünge in seiner Persönlichkeit. Hughes zelebrierte Sex & Drugs & Rock 'n' Roll bis zum Exzess, verortete sich aber politisch am rechten Rand der republikanischen Partei. Man wird Zeuge der Vorbereitungen zu seiner Hochzeit mit dem ehemaligen Pornofilmstar Tuesday Cross, aber auch seiner Ernennung zum Reverend der Universal Life Church. Hughes selbst ist ein Waffennarr, der selbstverständlich Mitglied der NRA, der National Riffle Association ist. Dass er George Bushs Feldzug gegen den Irak bis heute verteidigt und Präsident Obama regelmäßig gröblichst beschimpft, passt ebenfalls ins Bild.

Albumcover. „Oh girl, when you coming back to me“, fleht Hughes.
Albumcover. „Oh girl, when you coming back to me“, fleht Hughes. (c) Beigestellt

Sex. Nicht umsonst gab es reichlich Spekulationen, dass sich die Terroristen die Band von Hughes ganz bewusst erwählt haben könnten. Hughes politisch nicht besonders korrektes Privatleben scheint jedenfalls jetzt vergessen zu sein. Im lärmigen Spektrum von Stoner Rock und Boogie flirtet er fröhlich die Fräuleins an. Manchmal übt er sich sogar in Larmoyanz. „Oh girl, when you coming back to me“, heißt es ein wenig bang in einem seiner neuesten Wimmergitarrendramen.

Hughes predigt Sex im offenen Gelände genauso wie die seiner Ansicht nach segensreiche Verwirrung, die Drogen auslösen. Sein Evangelium sind die Damen. Wenig anderes Personal bevölkert diese comichaften Songs. Außer ihnen lungern nur noch der ehrwürdige Herr im Himmel und der Mann hinter dem Tresen herum. Mit anderen Worten: Die bevorzugten Themen von Hughes sind auch in seiner Mittlebenskrise mit Erlösungsfantasien verbunden. Nur die Orte wechseln: Kirche, Bar und Lotterbett. In Letzteres führt auch die Coverversion von Duran Durans „Save a Prayer“. Dieses Kleinod fasst die Kernbotschaft so simpel wie möglich: „Some people call it a one night stand, but we can call it paradise.“ Dass das neue Album einige Passagen aus älteren Songs schamlos wiederverwertet, fällt nur den Nüchternen auf. Aber die sind ohnehin rar auf Eagles-of-Death-Metal-Konzerten. Wegen des durch die Pariser Ereignisse erhöhten Interesses musste ihr Wiener Auftritt am 22. Februar von der Arena in den größeren Gasometer verlegt werden.

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