FH wollen Uni-Studien nicht eins zu eins übernehmen

Die Presse/Clemens Fabry
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Der Wissenschaftsminister wünscht, dass gewisse Studien von der Uni an die die Fachhochschulen verlagert werden. Die FH fordern zusätzliches Geld.

Der Vorstoß von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), vor allem wirtschaftsnahe Fächer von der Uni an die Fachhochschulen (FH) zu verlagern, sorgt weiter für Diskussionen. Der Präsident der FH-Konferenz, Helmut Holzinger, kündigte an, Studien von Unis nicht eins zu eins übernehmen zu wollen. Man wolle Studien auf Hochschulniveau mit Berufsfeldbezug anbieten. Welche Fächer das sein könnten, ließ er offen. Klar sei nur: Es brauche zusätzliches Geld.

Nicht abbringen lassen sich die FH von der Forderung nach der Etablierung von Doktoratsstudien. Denn: Auch die EU spreche „sehr stark von industrienahen Doktoraten“. Zudem wünscht sich Holzinger ein jährliches Benchmarking zwischen Unis und FH: „Damit die Beurteilung nicht anhand der Türschilder geschieht.“ Schon jetzt scheue man hier keinen Vergleich: Ein FH-Absolvent koste den Bund knapp 20.000 Euro, ein Uni-Absolvent rund 85.000 Euro - und obwohl die FH heute etwa 15 Prozent der Hochschulstudenten stellen, erhalten sie nur ca. acht Prozent des Hochschulbudgets. 

Das FH-Qualitätssicherungssystem mit externen und internen Komponenten soll nach Ansicht der FH auf alle Hochschulen übertragen werden. In Deutschland müssten seit der Umstellung auf das Bachelor/Master-System alle Hochschulen akkreditiert werden - entweder über eine Programm- oder eine Systemakkreditierung. Auch in der Schweiz sei eine institutionelle Akkreditierung Pflicht, wenn man sich Fachhochschule, Pädagogische Hochschule oder Universität nennen wolle.

Unis freuen sich schon auf Benchmarking

Die Universitäten ließen der Fachhochschulkonferenz (FHK) ausrichten, dass man sich schon auf das geforderte Benchmarking zwischen den beiden Hochschulsektoren freue. Bei der Aufrechnung von Bundesmitteln für Uni- und Fachhochschulabsolventen würden dann nämlich die unterschiedlichen Rahmenbedingungen sichtbar, so die Präsidentin der Universitätenkonferenz (uniko), Sonja Hammerschmid, in einer Aussendung.

Als Beispiel nannte Hammerschmid die Regelungen bezüglich Universitätszugang, Studiengebühren und Forschungsausgaben, die in den Berechnungen der FHK über die Bundesmittel genauso wenig berücksichtigt würden wie die Finanzierung der FH durch andere Gebietskörperschaften. Im Übrigen seien die Zahlen der FHK auch nicht nachvollziehbar. Die Forderung nach einer Übertragung des FH-Qualitätssicherungssystems auf die Unis hält Hammerschmid für "müßig": Die Auditierung des gesamten universitäre Sektors sei ohnehin schon vorgesehen und werde auch längst praktiziert.

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) bemängelte das Fehlen eines konkreten Konzepts zur Umstrukturierung des Hochschulsektors. Die FHK versuche stattdessen, "mit seichten Schlagwörtern zu beeindrucken", so die stellvertretende ÖH-Vorsitzende Lucia Grabetz (Verband Sozialistischer StudentInnen/VSStÖ) in einer Aussendung. Unter anderem forderte sie ein einheitliches Studienrecht für alle Hochschulsektoren.

(APA)

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