Zwischen Gericht und Torjubel: Vor dem heutigen Achtelfinal-Hinspiel gegen Arsenal ist mit Neymar ein weiterer Barcelona-Superstar in die Fänge der Justiz geraten.
London/Wien. Der Privatjet, die Jacht, dazu Bankkonten sowie Immobilien in sechs Städten. Die brasilianische Justiz hat Besitz von Barcelona-Superstar Neymar im Wert von 43 Millionen Euro blockiert. Schon eine Weile haben die Steuerbehörden in seiner Heimat den 24-Jährigen im Visier: Neymar und sein Vater sollen von 2011 bis 2013 rund 14 Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust haben – die Eigentumsblockade setzt den dreifachen Wert der möglichen Hinterziehung an.
Auf dem Fußballplatz zeigt sich der Beschuldigte unbeeindruckt. Nach Vorlage von Lionel Messi (auch er hat keine weiße Weste in Steuerangelegenheiten, dazu später) erzielte der Brasilianer am Wochenende den Siegtreffer zum 2:1 über Las Palmas. Es war sein 23. Saisontor, Barcelona ist nun seit 32 Spielen unbesiegt. Und weil beide Madrider Klubs, Atlético und Real, gepatzt haben, ist in der Meisterschaft schon so etwas wie eine Vorentscheidung zugunsten der Katalanen gefallen. Auch im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Arsenal (20.45 Uhr, live Sky) ist der Titelverteidiger Favorit.
So sehr Neymar derzeit im Sturmtrio mit Messi und Luis Suarez glänzt, sein Transfer lässt dem FC Barcelona keine Ruhe. 2013 ist er vom FC Santos zu den Katalanen gekommen. Der Klub aus São Paulo und ein an den Transferrechten beteiligter Investmentfonds vermuten, beim Wechsel hintergangen worden zu sein. Klar ist inzwischen, dass mehr als die offiziellen 55 Millionen Euro geflossen sind.
Barcelona soll einen Teil der Transfersumme an Neymars Scheinfirmen gezahlt haben, dabei seien geringere Steuersätze als bei direkten Einnahmen angefallen. Am Tag vor dem 7:0-Kantersieg gegen Valencia wurde der Star zur Causa befragt – diesmal allerdings von der spanischen Justiz –, Stellungnahme gab es keine. Die Barça-Klubchefs, Josep Maria Bartomeu und sein Vorgänger Sandro Rosell, hatten die Aussage verweigert. Gegen beide wird noch in einer anderen Sache Anklage erhoben. Der Verein soll bei diesem Transfer auch 13 Millionen Euro an Steuern hinterzogen haben.
Der Steuerfall Messi
Neymars kongenialer Partner im Supersturm der mutmaßlichen Steuersünder ist Weltfußballer Messi. Auch beim Argentinier hat der Managervater seine Finger im Spiel. Ihnen wird zur Last gelegt, von 2007 bis 2009 das spanische Finanzamt um 4,16 Millionen Euro betrogen zu haben. Der Staatsanwalt fordert bis zu 22 Monate Haft.
Die Ermittlungen wurden vor zwei Jahren aufgenommen, es geht um Einnahmen aus Werberechten und Briefkastenfirmen in Belize und Uruguay. Fünf Millionen Euro überwies Messi bereits als „Korrekturzahlung“ an die Behörden. Aktueller Stand: Ab 31. Mai wird in Barcelona verhandelt, drei Tage nach dem Champions-League-Finale in Mailand.
In der Barça-Defensive werkt indes ein anderer Südamerikaner mit erwiesenermaßen mangelhafter Steuermoral. Der argentinische Teamspieler Javier Mascherano wurde wegen Steuerhinterziehung zu einem Jahr Bewährung und einer Geldbuße von 815.000 Euro verurteilt. Mascherano hatte eingeräumt, rund 1,5 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Die Summe plus Zinsen hat er nachgezahlt.
Alaba und Co. in Turin
Ein weiterer Steuersünder aus der Fußballwelt verbringt gerade seine letzten Tage in Haft. Uli Hoeneß ist spätestens in einer Woche ein freier Mann, offizieller Entlassungstermin für den ehemaligen FC-Bayern-Präsidenten ist der 29. Februar. Seine Bayern treffen heute im zweiten Achtelfinal-Hinspiel der Champions League auf Juventus Turin, mit dabei ist David Alaba (20.45, live SRF zwei, Sky).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2016)