Die Internationale Energieagentur rechnet aufgrund der Investitionszurückhaltung in fünf Jahren mit einem starken Preisanstieg.
Paris. Der Ölpreis befindet sich seit Sommer 2014 auf Talfahrt. In den vergangenen Wochen setzte er jedoch zu einer Korrektur nach oben an. Die Internationale Energieagentur (IEA) glaubt dennoch, dass sich der Markt erst wieder im kommenden Jahr stabilisieren wird. Unter den derzeitigen Bedingungen sei wegen des großen Überangebots kurzfristig nicht mit einem deutlichen Preisanstieg zu rechnen, erklärte die IEA am Montag. Erst im kommenden Jahr würden sich Angebot und Nachfrage wieder die Waage halten.
Die großen Lagerbestände dürften eine Erholung der Ölpreise bremsen. Die in den Jahren zuvor boomende US-Förderung von Öl aus Schiefergestein werde auch 2016 und 2017 unter dem Druck des Preiskampfes sinken. Erst dann sei in den USA wieder ein Anstieg zu erwarten, bevor dort 2021 ein neuer Förderrekord erreicht werden dürfte.
Insgesamt wird die weltweite Ölproduktion zwischen 2015 und 2021 um 4,1 Millionen Barrel (ein Fass entspricht 159 Liter) am Tag steigen, nach einem Plus von elf Millionen von 2009 bis 2015, wie die Organisation mitteilte. Gleichzeitig zeigt sich die IEA besorgt, weil es ihrer Ansicht nach zu einem drastischen Anstieg der Ölpreise in etwa fünf Jahren kommen könnte. Grund sei der Verzicht auf Investitionen in die Fördertechnik. Dieser wird durch den sehr niedrigen Preis für Rohöl ausgelöst. Die entsprechenden Ausgaben der Branche seien 2015 um 24 Prozent gefallen und würden 2016 noch einmal um 16 Prozent abnehmen. Einen Investitionsrückgang in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gab es zuletzt 1986, sagte IEA-Chef Fatih Birol.
USA und Iran mit Produktionsanstieg
Vor allem die Produktion in den USA lasse durch die ausbleibenden Investitionen stark nach. Ab 2021 seien die USA und der Iran dann aber wohl für den größten Anstieg der Produktion verantwortlich. So werde die iranische Ölproduktion bis 2021 um eine Million Barrel pro Tag auf 3,9 Millionen Barrel pro Tag steigen. Der Iran kann wieder als großer Spieler auf dem Markt auftreten, weil Handelssanktionen gegen ihn vor Kurzem zu Fall gebracht wurden.
Am Montag kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April 34,28 US-Dollar. Gestiegene Erwartungen einer Begrenzung der seit Monaten anhaltenden Ölschwemme waren ein Grund dafür. So hatten Russland, Saudiarabien, Katar und Venezuela zuletzt über ein Einfrieren der Fördermenge auf dem aktuellen Niveau gesprochen. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2016)