Gewaltspirale dreht sich: "Jetzt schlagen wir zurück"

(c) REUTERS (David Gray)
  • Drucken

Uigurische Frauen skandieren in Urumqi: "Wir Muslime wollen Freiheit". Doch die Auseinandersetzungen mit den Han-Chinesen eskalieren, diese geben die Losung aus:
"Greift die Uiguren an."

Am Dienstagvormittag ist es in Urumqi erneut zu Protesten von Uiguren gekommen. Hunderte Frauen forderten die Freilassung ihrer Männer und Söhne. Die Lage eskalierte, als die Behörden ausländischen Journalisten ausgebrannte Geschäfte zeigen wollten: Die Demonstrantinnen riefen den Berichterstattern zu: "Sie haben unsere Männer und Söhne verhaftet." Viele brachen in Tränen aus und reckten ihre Fäuste in die Luft. "Wir Muslime wollen Freiheit, es geht nur um Freiheit und Gerechtigkeit", erklärte ein bärtiger älterer Mann. "Hier herrschen zwei Gesetze - eines für uns und eines für Han-Chinesen", fügte er hinzu. "Wenn ihr geht, werden sie uns wieder schlagen", sagte ein junger Mann zu den Journalisten.

150 Frauen zogen danach auf die Hauptstraße, wo Wasserwerfer und Hunderte Polizisten aufmarschierten. Es kam zu Rangeleien zwischen den Uniformierten und Demonstranten, wobei eine Windschutzscheibe eines Polizeifahrzeuges zu Bruch ging. Die Journalisten wurden abgedrängt.


"Greift die Uiguren an", riefen Chinesen laut der Nachrichtenagentur Reuters während der gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der muslimischen und turksprachigen Bevölkerungsgruppe - diese stellt etwa die Hälfte der 20 Millionen Bewohner der Provinz. "Sie haben uns angegriffen, jetzt schlagen wir zurück", rief ein Mann in der Menge. Andere forderten zur Einigkeit auf und stimmten die chinesische Nationalhymne an.

Sicherheitskräfte gingen gegen Uiguren vor, die in der Provinzhauptstadt Urumqi gegen die Inhaftierung von Angehörigen protestierten. Für die Uiguren sind die Festnahmen der Behörden willkürlich: "Wir machen nur unsere Geschäfte. Aber die kamen her und nahmen jeden mit, dessen Gesicht ihnen nicht gefiel", klagte ein Kaufmann.

(Ag./Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Polizeieinsatz in Urumqi: Zwei Uiguren getötet

Neue blutige Zwischenfälle in der chinesischen Unruheregion Xinjian. Die zentrale Rechtsbehörde in Peking legt unterdessen Anwälten nahe, im Zusammenhang mit den Unruhen keine Fälle zu übernehmen.
Außenpolitik

Uiguren-Führerin fordert US-Unterstützung

Die im Exil lebende Uiguren-Führerin Rebiya Kadeer fordert Washington auf, ein Konsulat in Xinjiang zu eröffnen. Eine Woche nach Beginn der Unruhen herrscht gespannte Ruhe in der Unruheregion.
Soldaten
Außenpolitik

Unruhen in Xinjiang: "Ohne uns wären sie nichts"

Pekings Strategie, mit wirtschaftlichem Aufschwung Harmonie zwischen Uiguren und Han-Chinesen zu erzwingen, ist gescheitert. Jetzt greift der Staat zu neuer Repression und verschärft damit den Konflikt.
Außenpolitik

Pekings neue Offenheit: „Glasnost à la chinoise“?

In der Xinjiang-Krise testet China eine neue Informationspolitik – fürs Ausland, nicht den Hausgebrauch.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.