Ein Wirtshaus mit Sternekoch: Fritz Wieninger und Juan Amador

Juan Amador bei Fototermin zur VOX Koch Competition Kitchen Impossible im Restaurant Bullerei Hambu
Juan Amador bei Fototermin zur VOX Koch Competition Kitchen Impossible im Restaurant Bullerei Hambu(c) imago/Future Image (imago stock&people)
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Am 15. März eröffnet Amadors Wirtshaus und Greißlerei in Döbling. Fritz Wieninger ist für den Wein zuständig, Juan Amador will es locker angehen.

Der Schmäh rennt. Während Fritz Wieninger neugierig den ersten neuen weißen Ledersessel aus den soeben gelieferten Kartons hebt – und beim Probesitzen strahlt wie ein Kind nach der Bescherung – , sieht sich Juan Amador mit seiner Frau um. Der Dritte im Bunde, Gebhard Schachermayer, war gerade Kaffee holen und wird mit bösen Blicken und ebensolchen Worten empfangen, als er tatsächlich mit einem Sackerl von einer Fast-Food-Kette zurückkommt. „Bist du wahnsinnig?“, rufen Wieninger und Amador im Duett und lachen.

Rund um die drei Herren sind einstweilen ein paar Handwerker am Werk. Immerhin soll hier, in der Grinzinger Straße 86, in knapp drei Wochen etwas Neues entstehen, auf das so manch kulinarisch interessierter Wiener schon wartet. Juan Amador ist nämlich jener deutsche Sternekoch (mit spanischem Pass), der kürzlich noch das mit drei „Michelin“-Sternen ausgezeichnete Restaurant Amador in Mannheim betrieb. Wegen seiner Wiener Ehefrau zog es ihn hierher. Noch bis zum Sommer des Vorjahres hieß es, Amador werde sich im einstigen Cabaret Renz im zweiten Wiener Bezirk mit einem Fine-Dining-Restaurant niederlassen. Was die Kulinarikszene kurz in Aufregung versetze, immerhin wurde hierzulande noch nie ein Restaurant mit drei „Michelin“-Sternen ausgezeichnet.

Runde Tische, tausend Weine

Ungefähr zu dieser Zeit war es auch, als sich Amador und der Wiener Winzer Fritz Wieninger besser kennenlernten. „Im Frühling ist das neue Magazin ,Wirt und Winzer‘ erschienen und sie wollten uns beide auf dem Titelblatt haben. Wir haben beim Fotoshooting viel Zeit verbracht und darüber geplaudert, was wir gerade so machen“, erinnert sich Wieninger. Er hat, neben seinem eigenen Weingut (inklusive Heurigen in Stammersdorf, um den sich sein Bruder kümmert, und Buschenschank in den Nussberger Weinbergen) ja bereits 2014 das Weingut Hajszan-Neumann übernommen – und damit eben auch das Lokal in der Grinzinger Straße. Irgendwie ist die Winzerei, wie sie noch kürzlich hieß, aber immer mehr zur Location für Hochzeiten geworden – und „ein bissl zu rustikal“. Eine Entwicklung, die Wieninger nicht ganz so gefallen hat. „Ich wollte ein À-la-carte-Restaurant.“ Währenddessen hat sich bei Amador ein „ungutes Bauchgefühl“ bei dem Projekt im Cabaret Renz eingestellt. „Ich habe mir irgendwie gedacht: Lass die Finger davon“, sagt Amador. Also rief er drei Wochen nach dem Treffen Wieninger an und fragte ihn, ob man nicht gemeinsam etwas machen wolle. Und da sich beide Pläne ideal ergänzten, wollte man.

Ab 15. März wird Amador mit seinem Sous-Chef Sören Herzig in Amadors Wirtshaus und Greißlerei kochen. Wieninger agiert als Pächter und ist für den Wein zuständig. Gebhard Schachermayer kümmert sich ums Management und die Greißlerei.

Auf die Frage, ob er denn erleichtert sei, wenn er nun in einem – wenn auch sehr gehobenen – Wirtshaus und nicht mehr in einem Sternetempel koche, seufzt Amador tief und sagt: „Total erleichtert, das ist eine Befreiung. Ich bin meine Fesseln los.“

Im hinteren Teil des Lokals wird das Wirtshaus, das weiße Lederstühle und runde große Tische (inklusive Tischtücher) bekommt, untergebracht. Hier wird abends ein Fünfgängemenü (um „rund hundert Euro“) serviert werden – „aber ohne Menüzwang“, sagt Amador, der gar nicht oft genug betonen kann, dass es locker zugehen soll. Im vorderen Teil ist eine Greißlerei untergebracht, in der einfacher gespeist werden kann, aber auch Produkte verkauft werden, etwa Fleisch von Manfred Höllerschmid, Rohmilchkäse aus Südfrankreich, Gragger-Brot und von Amador selbst hergestellte Produkte, wie Saucen oder Marmeladen, und natürlich Wein. Und bei diesem Stichwort beginnt Fritz Wieninger zu strahlen und berichtet von der 1000 Positionen fassenden Weinkarte – auf der sich sogar Schweizer Weine finde. „Da will ich meine Weinkompetenz ausspielen“, sagt er und setzt an, um weiter auszuholen. Amador lacht nur, sagt etwas von „viel zu viele“ und verschwindet ins Innere der Baustelle.

AUF EINEN BLICK

Amadors Wirtshaus und Greißlerei eröffnet am 15. März in der Grinzinger Straße 86, 1190 Wien. Hinter dem Lokal stehen der Wiener Winzer Fritz Wieninger, der deutsch-spanische Sternekoch Juan Amador, (plus Sous-Chef Sören) und der fürs Management zuständige Gebhard Schachermayer. Die frühere Winzerei wird 40 statt 100 Sitzplätze bieten. Abends werden Menüs geboten. Im vorderen Teil ist eine Greißlerei untergebracht, in der gegessen und eingekauft werden kann. www.amadors-wirtshaus.com, Tel.: 0660/907 05 00

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2016)

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