Dynamo Kiew bestreitet erstmals seit 16 Jahren wieder ein Achtelfinalspiel in der Königsklasse. Gegen Manchester City will auch ÖFB-Legionär Aleksandar Dragović überzeugen.
Kiew. 30 Tage Marbella – was für das Gros der Menschheit auf den ersten Blick nach Urlaub aussieht, war für die Fußballer von Dynamo Kiew eiserner Trainingsalltag. Das ist das ungemein harte Los, wenn man in Russland oder der Ukraine spielt, mit einer anderen Meisterschaft, einem anderen Spielplan – doch steht man mit dem Klub erstmals seit 16 Jahren im Achtelfinale der Champions League, sind Strapazen und die Kasernierung auf einer Ferieninsel schnell vergessen. Und für Aleksandar Dragović und Kiew bringt das erste Pflichtspiel des Jahres schließlich auch gleich ein Highlight. Denn heute ist Manchester City in Kiew (20.45 Uhr, live ORF eins) zu Gast.
Englands Vizemeister sei definitiv Favorit, betonte der ÖFB-Teamverteidiger. „Da muss man sich doch nur die Marktwerte der Spieler anschauen“, sagte der Wiener, um gleich einen weiteren, durchaus oft bemühten Wiener Vergleich anzufügen. Doch auch Spieler wie Agüero oder Torhüter Hart würden „auch nur mit Wasser kochen. Und, es gewinnt nicht immer die bessere Mannschaft. Wir haben Respekt, doch wir werden ihnen nichts schenken und versuchen, ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen.“
Wie das funktionieren könnte, zeigten zuletzt zwei Nationalmannschaftskollegen von Dragović. Sowohl Christian Fuchs mit Leicester City als auch Kevin Wimmer mit Tottenham feierten Auswärtssiege gegen die Millionentruppe aus Manchester. Chelsea legte nach, schoss die Citizens am Sonntag mit 5:1 hochkant aus dem FA-Cup. Auch half der Wirbel um den Trainerwechsel keineswegs mit, die Stimmung in der Mannschaft zu heben, vor allem der Zeitpunkt der Bekanntgabe über Manuel Pellegrinis Abschied und Pep Guardiolas Engagement irritiert gehörig. Mitten in der Saison erfährt ein Betreuer, dass er trotz Erfolge und laufenden Vertrages gehen muss. Dass er weiterhin Überstunden einlegen wird, ist fraglich. Vielleicht sind die Citizens auch deshalb in der Premiere League nur noch an vierter Stelle . . .
Erstes Spiel seit 9. Dezember
Beim Duell mit Dynamo handelt es sich um das 13. Pflichtspiel des Jahres für die Engländer, die vier Tage später das Ligacup-Finale gegen Liverpool bestreiten. Die Ukrainer hingegen stehen vor ihrem ersten Bewerbsmatch seit 9. Dezember 2015. „Für uns ist es sicher ein Nachteil, nach so einer langen Pause gleich so ein wichtiges Spiel zu haben. Aber dafür hatte City in den vergangenen Wochen sehr viele Spiele“, sagte Dragović.
Die meisten davon sah der Abwehrspieler via TV, nachdem ManCity seit Dezember als Achtelfinalgegner feststeht. Zu seinen Erkenntnissen hielt sich Dragović bedeckt. „City ist sehr stark, hat aber auch Schwachstellen“, meinte der 24-Jährige nur lapidar. Aber daheim, vor ausverkauftem Haus, da müsse man sich nicht verstecken.
Dragović, Stammgast in diversen Transfer-News, ist nicht unglücklich darüber, gegen einen englischen Klub zu spielen. Weiterer Gesprächsstoff scheint garantiert, viele Zeitungen sahen ihn schon bei vielen Vereinen (Leicester, Manchester United) für aberwitzige Summen anheuern. Bis zu 34 Millionen Euro wurden ins Spiel gebracht, für den Wiener eine unerhörte Summe. „Bin ich denn wirklich so viel Geld wert? Ich glaube nicht. Aber deshalb mache ich mir jetzt keinen Druck. Denn gerade, wenn man sich Druck macht, läuft es oft in die andere Richtung. Ich möchte einfach drauflos spielen und mein Match machen“, erklärte der Österreicher, dessen Vertrag in Kiew noch bis 2018 läuft.
Was aber bis zum Sommer noch passieren wird, vor allem nach der EM in Frankreich und der nächsten Transferperiode, bleibt abzuwarten. (fin)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2016)