Leben auf zwei Quadratmetern

Aufrecht stehen kann hier niemand. In Chinas Finanzmetropole Hongkong leben mehr als 150.000 Menschen in Käfigen oder Holzboxen. Die Vermieter verdienen kräftig an der Not der Bewohner.

Auch mehr als zehn Jahre nach dem Wechsel in die Volksrepublik China ist Hongkong das wichtigste Finanzzentrum Asiens geblieben. Doch hinter den glitzernden Hochhausfassaden und den Büroblöcken der einstigen britischen Kolonie verbirgt sich häufig extreme soziale Not.

Die Society for Community Organization (SOCO) in Hongkong ist eine Organisation, die sich für die sogenannten Käfigmenschen engagiert. Eine Fotoausstellung wird nun in Europa gezeigt.
Im Bild: Ex-Bewohner eines "Käfigs" auf der Straße in Hongkongs Finanzdistrikt. Die Zurschaustellung der Käfige ist Teil eines Bewusstseinsbildungs-

152.000 Menschen leben laut Misereor Deutschland in Hongkong in Käfigen oder Holzboxen. Die Käfige unterteilen teure Hochhaus-Etagen, deren Mieten für viele unerschwinglich sind. Bis zu 200 "Käfigmenschen" leben zusammengepfercht auf 150 Quadratmetern.

Auf beiden Seiten eines Raumes sind in drei Reihen Metall-Käfige wie aus einem Hundezwinger übereinandergestapelt, in denen Schlafsäcke und Matratzen liegen, alte Lappen und Zeitungspapier.

In den Käfigen findet ein ganzes Leben statt: Menschen schlafen und wachen darin, erziehen ihre Kinder, bewahren die persönliche Habe auf.

Wer laut der NGO Society for Community Organization darin lebt: Alte und Alleinstehende, körperlich oder psychisch Kranke - doch auch für viele Menschen, die schlecht bezahlte Jobs haben, ist selbst die kleinste Wohnung in der Stadt unbezahlbar.

Jiang Shaojiu hat früher als Straßenhändler gearbeitet. In Hongkong werden seit den 1980er Jahren kaum mehr Lizenzen für den Straßenhandel vergeben.
Eine Wohnungsmiete kann er sich nicht leisten, ebensowenig wie...

...die 37-jährige Liu Dexiang. Sie ist erst kürzlich vom chinesischen Festland nach Hongkong gezogen und schickt ihren kargen Lohn nach Hause.

Hongkong ist, was die Immobilienpreise betrifft, eine der teuersten Städte der Welt. Eine Einzimmer-Wohnung ist ab 1500 Euro zu haben. Für ein 2 Quadratmeter großes "Cage Home", einen Gitterverschlag mit Etagenbett, bezahlt man etwa 150 Euro monatlich.

Die Arbeitslosigkeit in der Metropole ist in den ersten Monaten des Jahres 2009 auf fünf Prozent gestiegen - das ist der höchste Wert seit mehr als drei Jahren.

Clevere Hausbesitzer haben darin einen lukrativen Markt erkannt. Sie bestücken Wohnungen, die sonst einzelne Familien beherbergen würden, mit der größtmöglichen Zahl an Käfigen und vermieten sie überteuert an jene weiter, die sich nichts anderes leisten können.