Gebärdensprache: Pröll ist ein Hals, Glawischnig eine Locke

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Die Gebärdensprache beschreibt Politikernamen oft mit charakteristischen Zeichen. Nicht immer ist das vorteilhaft: Bei Landeshauptmann Erwin wird die Glatze gedeutet, bei Vizekanzler Josef ein dicker Hals.

Wien. Zwar gibt es in der Gebärdensprache ein Alphabet. Bei bekannten Menschen macht man es sich aber gern einfacher und stellt sie mit einem charakteristischen Zeichen dar. Besonders schnell war etwa ein Zeichen für Verteidigungsminister Norbert Darabos gefunden: Um seinen Namen zu zeigen, ahme man seinen auffälligen Brillenbügel nach, sagt Barbara Gerstbach, Präsidentin des „Österreichischen GebärdensprachdolmetscherInnen-Verbands“.

Grünen-Chefin Eva Glawischnig fällt dadurch auf, dass sie gern mit ihren Locken spielt. Diese kreisende Bewegung stellt daher ihren Namen dar.

Auch für die beiden Prölls gibt es Zeichen. Bei Landeshauptmann Erwin wird die Glatze gedeutet, bei Vizekanzler Josef ein dicker Hals. Dabei hat Letzterer noch Glück: Sein Vorgänger als Finanzminister, Karl-Heinz Grasser, wurde mit gierig nach Geld raffenden Händen dargestellt. Überhaupt dürfte nicht jeder Politiker über „sein Zeichen“ erfreut sein. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wird mit einem Schmiss gedeutet, auch wenn dieser in seinem Gesicht gar nicht sichtbar ist.

Schmallippige Innenministerin

Für Innenministerin Maria Fekter gibt es sogar nur ein inoffizielles Symbol. Der Grund: Sie wird schmallippig dargestellt – und diese Gebärde schaut derart unvorteilhaft aus, dass man sie etwa bei der offiziellen Übersetzung der „Zeit im Bild“ in die Gebärdensprache nicht anwendet.

Auch Kanzler Werner Faymann hat es (trotz seines patentierten Lächelns) noch zu keiner offiziellen Gebärde gebracht. Er wird mit dem Buchstaben F, gefolgt vom Zeichen für Mann dargestellt. Leichter hat man es da mit viel sagenden Namen wie Spindelegger. Beim Außenminister macht man zunächst eine Drehbewegung (für Spindel) und stellt dann eine Ecke dar (für „egger“). Sozialminister Rudolf Hundstorfer wird mit der Kombination Hund und Dorf symbolisiert. Das darf man nicht mit dem Zeichen für den Grünen Alexander Van der Bellen verwechseln– bei diesem wird mit Händen ein Bellen nachgeahmt. Mitglied im Tierklub ist auch Wissenschaftsminister Johannes Hahn.

Internationale Politiker haben ebenfalls Zeichen: Italiens Premier Silvio Berlusconi zeigt man anhand seiner glatt nach hinten frisierten Haare an, breite Schultern weisen auf Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger hin. Kanzlerin Angela Merkel wird in Deutschland gern durch ihre herunterhängenden Mundwinkel gezeigt. Bei FDP-Chef Guido Westerwelle werden hingegen die Finger auf die Wange gelegt, um auf seine Aknenarben zu deuten.

Apropos typische Zeichen: Der BZÖ-Mann Stefan Petzner wird wider Erwarten nicht weinend dargestellt, sondern mit dem Zeichen für verpetzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2009)

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