Die Wirtschaftskammer provoziert mit einer Idee zur Verlagerung von Studien an Fachhochschulen.
Wien. Die Wirtschafts-Uni ist nicht erfreut über den nächsten Anstoß, Fächer doch an Fachhochschulen abzugeben. „Alles, was mit Wirtschaft zu tun hat“, könne man verstärkt an FH anbieten, sagte Michael Landertshammer, Chef der bildungspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer, am Mittwoch. Die Wirtschafts-Uni könne dann entweder mit Fachhochschulen kooperieren. Oder sie biete Teile ihres Angebots nicht mehr als Universität, sondern als Fachhochschule an. „Es ist ja auch möglich, dass eine Universität eine FH betreibt.“
Es gebe für die WU keinerlei Grund, ihr Angebot zu ändern, sagt Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger. Was aber diskutiert werden müsse, sei die Frage der Kapazitäten. Bereits den ersten Vorstoß von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), Wirtschaftsfächer an die FH zu verlagern, hatte die Wirtschafts-Uni rundweg abgelehnt: Keine andere Institution in Österreich sei in der Lage, auf diesem Gebiet in so hoher Qualität auszubilden. „Würde sich die WU aus der Bachelorausbildung zurückziehen, würde die Wirtschaft großen Schaden nehmen.“ Für Landertshammers Argument, dass die WU bei ihrer Gründung Ende des 19. Jahrhunderts ja einer FH nicht unähnlich gewesen sei („Manchmal muss man sich seiner Wurzeln bewusst werden“), hat Hanappi-Egger kein Verständnis: „Es kann wohl kaum geleugnet werden, dass die WU seit ihrer Zeit als Exportakademie eine massive Entwicklung gemacht hat und inzwischen eine auch international beachtete Uni ist.“
Für weitgehende Verlagerung
Die Wirtschaftskammer ist grundsätzlich für eine weitgehende Verlagerung von Studien an FH. Auch Technik sowie Gesundheit und Soziales seien dort gut aufgehoben. Ausgeschlossen sei eine (Grund-)Ausbildung an einer FH auch nicht bei Berufen wie Rechtsanwalt oder Notar, wenngleich das schwieriger sei. „Man muss überlegen, ob man etwa einen Bachelor an einer FH und einen Master an einer Uni macht.“ Dass die FH das Promotionsrecht fordern, hält die WKO indes für kontraproduktiv. (beba)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2016)