Dass sein Russland-Besuch ohne das übliche mediale Klimbim ablief, stört den Pragmatiker Barack Obama vermutlich gar nicht.
Kann der Leopard seine Flecken wechseln?“, fragte die Zeitung „Moskovskij Komsomolets“ gestern und gab zur Antwort: „Amerikas strategischer Kurs bleibt unverändert, unabhängig davon, wer gerade im Präsidentenstuhl sitzt.“ Stimmt. Nur trifft dieser Befund genauso auf Russland selbst zu.
Die russische Berichterstattung über den Besuch von US-Präsident Obama war freundlich, aber zurückhaltend und mit einem skeptischen Unterton. Das spiegelt ganz gut wider, wie die russische Führung zu ihrem Gast aus Washington steht. Obamas gestrige Rede zu den amerikanisch-russischen Beziehungen wurde von großen russischen TV-Stationen gar nicht live übertragen. Vielleicht hatten sie geahnt, dass darin Sätze vorkommen würden wie: „Die Zeiten, als Imperien souveräne Staaten wie Figuren auf einem Schachbrett behandeln konnten, sind vorbei.“ Das war natürlich eine klare Anspielung auf Moskaus Kraftmeierpolitik gegenüber seinen Nachbarn.
Was also bleibt vom russisch-amerikanischen Gipfel? Man hat einander kennengelernt, die Standpunkte dargelegt, ein paar Vereinbarungen geschlossen. So wenig ist das gar nicht. Den Pragmatiker Obama stört es vermutlich gar nicht, dass es rund um seinen Moskau-Besuch nicht das übliche Klimbim gegeben hat. Wenn die bilateralen Beziehungen künftig auf einer nüchternen, geschäftsmäßigen, ergebnisorientierten Ebene ablaufen, war dieser Gipfel schon ein Erfolg.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2009)