Glücksspiel-Streit: Geteilte Freud ist halbes Leid

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Im Streit zwischen Novomatic und den Tschechen um eine Mehrheit an den Casinos Austria kommt es zu einer salomonischen Lösung: Es wird halbe-halbe gemacht.

Wien. Gute Freunde sind, das weiß jeder, grundsätzlich rar. In der harten Welt des Glücksspiels erst recht. Entsprechend selig gab sich gestern der Chef des Glücksspielkonzerns Novomatic, Harald Neumann. Eilig waren Journalisten zu einer Pressekonferenz zusammengetrommelt worden, und Neumann strahlte: „Es freut mich besonders, heute bekannt zu geben, dass wir seit vorgestern Freunde sind.“ Nicht er und die anwesenden Journalisten. Sondern Novomatic und ein Konsortium aus tschechischen Investoren.

Diese neue Freundschaft freut auch ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling. Immerhin hat er schon Anfang Februar dazu aufgerufen, das Kriegsbeil zu begraben. Zum Wohl der Casinos Austria.

Klage ruhend gestellt

Ist erledigt. Novomatic und die Tschechen haben ihren gegeneinander geführten Kampf um die Mehrheit an den Casinos Austria beendet. Einen Kampf, der das Unternehmen gelähmt hat. Einen Kampf, der seit einigen Monaten auch gerichtsanhängig ist, weil die Tschechen Klage eingebracht haben.

Alles Schnee von gestern: Die Klage wurde ruhend gestellt. Dafür wird ein Joint Venture gegründet, an dem die nunmehrigen Freunde jeweils 50 Prozent halten. In dieses Gemeinschaftsunternehmen kommen alle bisher erworbenen Casinos-Anteile. Das sind 40 Prozent, die Novomatic derzeit hält. Und elf Prozent der Tschechen. 51 Prozent der Casinos-Anteile werden somit gemeinsam gehalten, beide Partner sollen dabei auch völlig gleichberechtigt sein. Dafür muss aber die tschechische Seite einen Ausgleich leisten, weil Novomatic mehr Assets einbringt. Über die Form dieses Ausgleichs wurde gestern allerdings nichts verraten.

Dafür wurde darüber Auskunft erteilt, wie die künftige Zusammenarbeit der bisher völlig zerstrittenen Casinos-Investoren funktionieren soll: Jeder der Partner wird für jenen Bereich verantwortlich sein, von dem er am meisten versteht. Novomatic wird also für die österreichischen und die internationalen Casinos sowie für das Onlinegeschäft zuständig sein. Die Tschechen – formal die Sazka Group – zeichnen für Lotterien und Sportwetten verantwortlich. Sazka sei im vergangenen Jahr weltweit der am stärksten wachsende Lotterienbetreiber gewesen, betonte Vorstand Pavel Horak. Für die österreichischen Lotterien sei jetzt also stärkeres Wachstum angesagt.

„Auf Augenhöhe“ war gestern das viel bemühte Zauberwort. Neumann erklärte folgerichtig, dass die beiden künftigen Casinos-Mehrheitseigner „gemeinsam ungefähr neun Milliarden Euro Umsatz haben und ungefähr eine Milliarde Euro Ebitda“. Zu gleichen Anteilen, in etwa.

Trotzdem wird Novomatic für einige Monate allein das Sagen haben. Das wiederum liegt daran, dass der niederösterreichische Konzern bereits vor einiger Zeit den Erwerb einer Mehrheit bei der Wettbewerbsbehörde angemeldet hat – diese aber auch aufgrund der rechtlich ungeklärten Situation eine vertiefte Prüfung veranlasst hatte. Diese Hürde ist nun aus dem Weg geräumt worden, eine neuerliche Anmeldung beider Partner bei der Wettbewerbsbehörde würde nur unnötig Zeit kosten.

Es gehe darum, sagte Neumann, relativ rasch ins operative und strategische Geschäft der Casinos Austria eingreifen zu können. In einer zweiten Phase soll dann die gemeinsame Kontrolle des Joint Venture über die Casinos bei der Wettbewerbsbehörde angemeldet werden. Ende 2016, Anfang 2017, soll die Sache abgeschlossen sein.

Vorstände sollen bleiben

Wie sehr dann operativ eingegriffen wird, ist die Frage. Die Verträge der Casinos-Vorstände Karl Stoss und Dietmar Hoscher wurden im Dezember bis Ende 2017 verlängert. Pläne für personelle Veränderungen an der Casinos-Spitze gebe es derzeit nicht, sagte Horak. Dezidiert ausgeschlossen hat er es aber auch nicht.

Erklärtes Interesse gibt es dafür an weiteren Casinos-Anteilen. „Es gibt noch einen weiteren großen Anteilseigner und zwei, drei kleinere“, sagte Neumann. Man sei auch bereit, deren Anteile zu erwerben. Womit das deklarierte Ziel des Finanzministers, die verzweigte, komplizierte Casinos-Eigentümerstruktur zu bereinigen, erreicht wäre. (kor.)

AUF EINEN BLICK

Die Casinos Austria haben eine stark zersplitterte Eigentümerstruktur. Etliche Anteilseigner haben schon verkauft, der Novomatic-Konzern kommt somit auf 40 Prozent, ein tschechisches Konsortium auf elf Prozent der Anteile. Diese sollen nun in einem Joint Venture gebündelt werden, an dem beide Bieter 50 Prozent halten. 30 Prozent der Casinos hält die Staatsholding Öbib.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2016)

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