Seit Mitternacht schweigen in Damaskus und Aleppo die Waffen. Auch in den Provinzen Homs und Hama ist es ruhig. Von der Waffenruhe ausgenommen sind Angriffe gegen den IS und die Al-Nusra-Front.
Die am späten Freitagabend in Syrien in Kraft getretene Waffenruhe ist zunächst offenbar weitgehend eingehalten worden. Sowohl in der Hauptstadt Damaskus als auch im nördlichen Aleppo hätten die Waffen um Punkt Mitternacht (23.00 Uhr MEZ) geschwiegen, berichteten Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP. Seit Mitternacht seien keine russischen Kampfjets mehr im Norden Latakias gesichtet worden, teilte auch die oppositionsnahe "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" mit. In den Provinzen Homs und Hama sei es ebenfalls ruhig.
Von der Waffenruhe, die die USA und Russland zu Wochenbeginn ausgehandelt haben, ausgenommen sind Angriffe gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS), die al-Qaida-nahe Al-Nusra-Front und mit ihr verbündete islamistische Milizen. Zweck der Feuerpause ist es, Hilfsorganisationen zu ermöglichen, dringend benötigte Lebensmittel und Medikamente zur Zivilbevölkerung zu bringen. Die UNO hofft zudem, dass sich Spielraum für eine Wiederaufnahme der auf Eis liegenden Friedensgespräche in Genf ergibt.
Fortsetzung der Friedensverhandlungen am 7. März
Kurz vor dem offiziellen Inkrafttreten der Feuerpause hatte der UNO-Sondervermittler Staffan de Mistura eine Fortsetzung der Friedensverhandlungen für das Bürgerkriegsland am 7. März angekündigt. Voraussetzungen für diese sei allerdings, dass die unter UNO-Vermittlung vereinbarte Waffenruhe eingehalten werde und dass weitere Hilfslieferungen ermöglicht würden, hieß es in der Nacht auf Samstag.
Das höchste UNO-Gremium verabschiedete am Abend zudem eine Resolution, in der es heißt: "Der UNO-Sicherheitsrat begrüßt die Feuerpause als einen Schritt hin zu einem anhaltenden Waffenstillstand und unterstreicht den engen Zusammenhang zwischen einer Feuerpause und einem gleichzeitigen politischen Prozess." Unstimmigkeiten zwischen den USA und Russland über den Text des Dokuments hatten zuvor den Beginn der Sitzung um rund eine Stunde verzögert.
UNO: "Alles ist möglich - insbesondere jetzt"
UNO-Sondervermittler de Mistura würdigte den Beginn der Waffenruhe als bedeutenden Schritt. "Wir sind an einer Kreuzung und haben die Möglichkeit, diesen blutigen Konflikt endlich zu beenden." Er hoffe, dass es eine "außergewöhnliche Nacht und ein außergewöhnlicher Tag" für die Syrer werde. "Alles ist möglich - insbesondere jetzt." Zugleich warnte Mistura aber vor übertriebenem Optimismus. "Ohne Zweifel wird es Versuche geben, dieses Übereinkommen zu verletzen." Davon dürfe man sich nicht einschüchtern lassen, aber man dürfe sich auch keine Illusionen machen. "Es liegt noch viel Arbeit vor uns, um die Einhaltung der Waffenruhe umzusetzen."
Die Syrien-Friedensgespräche waren zuvor Anfang Februar nach nur wenigen Tagen abgebrochen und vertagt worden. Seit 2012 waren zwei ähnliche Verhandlungsrunden in Genf gescheitert. Der Bürgerkrieg in Syrien dauert schon seit rund fünf Jahren an, mehr als 250.000 Menschen haben bereits ihr Leben verloren.
(APA/AFP/Reuters/dpa)