Mit dem Aus der Milchquote ist die Produktion stark gestiegen. Nun sind die Preise im Keller. Eine Reduzierung der Liefermengen wird gefordert.
Mit 1.April des Vorjahres wurde europaweit die Milchquote abgeschafft. Hintergrund der Entscheidung war die Überzeugung in der EU, dass Reglementierungen den Bauern und Milchproduzenten Exportchancen nehmen. Nun scheint die Gruppe, die vor den Folgen eines Aus der Milchkontigentierung warnte, doch recht zu behalten. Denn die schlimmsten Befürchtungen seien eingetreten bzw. wurden übertroffen, schreibt die IG-Miilch in einem offenen Brief an alle österreichischen Milchverarbeitungsbetriebe.
Die Milchanlieferung sei weiter steigend, was durch Aufstockung der Kuhbestände, aber auch die Intensivierung der Milchviehhaltung verursacht werde. Der IG sei von vornherein klar gewesen, dass die zusätzliche Menge nicht im Inland absetzbar sei und die Hoffnung auf den Export wie nach China liege. Doch diese Erwartungen hätten sich nicht erfüllt, sodass die zusätzliche Menge de facto deutlich unter den Produktionskosten „entsorgt“ werden müsse.
Milchmarkt bedroht
Die Folge sind ein Rückgang der Milchpreise, was in der Folge eine Gefährdung der Existenz zahlreicher Milcherzeuger mit sich bringe, warnt die IG-Milch. Die Interessengemeinschaft fordert die Betriebe auf, die Produktion deutlich zu reduzieren. Die Gmundner Molkerei wird hier als Vorbild hingestellt. Die Gmundner Milch nimmt die im Vorjahr von den Bauern angelieferte Jahres-Gesamtmenge her und dividiert diese durch zwölf. Dann wird darauf aufbauend ein Bonus-Malus-System angewendet. Je nach dem wie viel der einzelne Bauer im Zwölftel-Vergleich anliefert bekommt er je Liter Milch einen Bonus oder Malus. Vom Basispreis von derzeit 27 Cent je Liter kann der Bauer, liefert er ähnlich oder weniger als im Vorjahr an, bis zu 29 Cent je Liter lukrieren. Bei einer zu hohen Anlieferungsmenge hingegen kann der Literpreis den die Molkerei ausbezahlt auf 25 Cent oder sogar bis zu 23 Cent pro angeliefertem Liter gedrückt werden.
Sollte dieser Schulterschluss Richtung Mengenreduktion nicht stattfinden, drohe der Zusammenbruch des Milchmarktes, so die IG-Milch.
Das aktuelle Tief bei den Milchpreisen ist für viele österreichische Bauern existenzbedrohend, weil die Einnahmen nicht mehr die Kosten decken, sagte kürzlich das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), obwohl man nicht mit einem Milchbauernsterben rechne. "Das Jahr 2016 wird wie 2009 eine Durststrecke", sagte der Agrar-Ökonom Franz Sinabell vom Wifo. Auch im Jahr 2001 und 2005 habe es derartige Preistiefs gegeben.
(red.)