Konjunkturoptimisten übernehmen das Ruder an der Börse

Die nachlassende Furcht vor einem Konjunkturabschwung in den USA hat den europäischen Börsen am Mittwoch erneut Auftrieb gegeben.

"Die zu Jahresbeginn aufgekommenen Ängste zur Weltwirtschaft erweisen sich als überzogen", sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "Fondsmanager, die auf den höchsten Barbeständen seit über drei Jahren sitzen, rudern nun zurück in den Aktienmarkt." Aus seiner Sicht habe der Dax Luft bis 10.500 Punkte.

Am Mittwoch legte der deutsche Leitindex 0,3 Prozent auf 9745 Zähler zu. Der EuroStoxx50 gewann 0,6 Prozent auf 3013 Stellen. Auch im Kupfer -Preis spiegelte sich der Konjunkturoptimismus wider: Das Industriemetall verteuerte sich um 1,5 Prozent auf 4787,50 Dollar je Tonne. Der Ölpreis ging dagegen wegen des anhaltenden Überangebots zurück.

Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London warnte aber vor überzogenen Erwartungen. "Neben den geringen Umsätzen basiert die Kursbewegung der vergangenen Tage auf der Annahme, dass die großen Zentralbanken die Weltwirtschaft stabilisieren und die USA nicht in eine Rezession abrutschen." Da es bislang aber kaum harte Fakten gebe, um diese These zu stützen, könne die Stimmung schnell kippen.

Erstes Wasser in den Wein gossen die deutschen Branchenverbände VCI und VDMA. Die Chemiebranche rechnet für 2016 nur noch mit einem Umsatzplus von 0,5 statt 1,5 Prozent. Im deutschen Maschinenbau brachen die Auftragseingänge im Januar um zwölf Prozent ein.

Einen weiteren Anlass für einen Stimmungsumschwung könnten die Beschäftigtenzahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP am Nachmittag (MEZ) liefern. Sie geben einen Vorgeschmack auf den offiziellen Bericht am Freitag. Von Reuters befragte Analysten sagen für Februar die Schaffung von 190.000 neuen Jobs voraus. Der am Abend anstehende Konjunkturbericht der US-Notenbank - das sogenannte Beige Book - werde ein gemischtes Bild liefern, prognostizierten die Analysten der Essener National-Bank. Konsum und Bautätigkeit entwickelten sich wohl weiter positiv. "Die Industrie dürfte dagegen immer noch unter Schwäche leiden."

Wegen der erneuten Kursgewinne an den Aktienmärkten zogen weitere Investoren Geld aus sicheren Anlagen ab. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, verlor zwar 64 Ticks auf 165,34 Punkte. Damit blieb er aber nur etwas mehr als einen Zähler unter seinem Rekordhoch vom Montag. Gold verbilligte sich um 0,2 Prozent auf 1228,93 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Bei den deutschen Unternehmen ragte Braas Monier mit einem Kursplus von bis zu elf Prozent heraus. Der Dachziegel-Hersteller hob nach einem Gewinnplus von 39 Prozent die Dividende für 2015 um ein Drittel auf 0,40 Euro je Aktie an.

Die Deutsche Pfandbriefbank sei mit ihrem Quartalsergebnis zwar hinter den Erwartungen zurückgeblieben, urteilte Analyst Philipp Häßler von der Equinet Bank. Die Dividende und der Ausblick hätten aber positiv überrascht. Das Nachfolgeinstitut der in der Finanzkrise vom Staat geretteten Krisenbank HRE will 0,43 Euro je Aktie ausschütten und peilt für 2016 ein Vorsteuerergebnis knapp unter dem Vorjahreswert von 195 Millionen Euro an. Die Aktien der Pfandbriefbank stiegen daraufhin um 8,4 Prozent - so viel wie noch nie.

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