Stillstand beim privaten Konsum bremst Wachstum

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Der Angebotsüberhang am Arbeitsmarkt drückt die Einkommen und den privaten Konsum, so das Wifo. Dienstleistungen und Wohnen verursachen einen zu Deutschland höheren Preisauftrieb.

Der Stagnation beim privaten Konsum bremst laut Wifo das Wirtschaftswachstum in Österreich, die Exporte tragen positiv bei. Eine überdurchschnittliche Inflation belaste die Realeinkommen. Verbunden mit einem unterdurchschnittlichem Wachstum führe dies zu einer Schwächung der Inlandsnachfrage, da auch das Arbeitsplatzangebot rasch expandiert.

Ein höhere Arbeitslosigkeit belaste Einkommenszuwächse und Konsumnachfrage der privaten Haushalte, so das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Donnerstag in der Pressemitteilung zur Studie "Zur Wachstumsschwäche und erhöhten Inflation in Österreich“. Die im Vergleich zu Deutschland und dem Euroraum höhere Inflation komm aus dem Dienstleistungsbereich - der florierenden Tourismusnachfrage und damit höheren Preisen in Gastronomie sowie Freizeit und Kulturdienstleistungen - und dem Bereich Wohnen. Die Wachstumsschwäche sei nicht auf einen Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit zurückzuführen.

Inflation und Lohnemtwicklung bremsen

Die Stagnation beim privaten Konsum habe vor allem zwei Ursachen: Zum einen würden die Realeinkommen vom relativ hohen Preisauftrieb belastet, zum anderen seien die Nominallöhne und -gehälter schwächer gewachsen. 2011 bis 2013 seien die nominellen Arbeitnehmerentgelte um 3,5 Prozent pro Jahr gewachsen, 2013 bis 2015 seien es 2,8 Prozent pro Jahr gewesen. In Deutschland dagegen, wo der private Konsum für das höhere Wachstum seit 2014 bestimmend sei, stiegen die Arbeitnehmerentgelte im Zeitraum 2011/2013 um 3,3 Prozent pro Jahr und 2013/2015 stärker um 3,8 Prozent jährlich.

Grund für diese unterschiedliche Dynamik sei die - für den Lohndruck maßgebliche - Arbeitslosenquote, die in Deutschland seit 2011 kontinuierlich sinke. In Österreich habe die Arbeitslosenquote 2015 dagegen mit 9,1 Prozent den höchsten Wert seit 1945 erreicht. Das Arbeitskräfteangebot nehme seit Mitte 2013 stärker zu, "als es durch die (schwache) Wirtschaftslage und die (getrübten) Arbeitsmarktperspektiven zu erklären wäre", heißt es in der Pressemitteilung. "Dieser Angebotsüberhang, der durch die Migration in den kommenden Jahren noch verstärkt wird, drückt die Arbeitseinkommen und damit den privaten Konsum."

Betriebe sind wettbewerbsfähig

Die Volkswirtschaft wachse seit 2012 um weniger als ein Prozent pro Jahr bei gleichzeitig stärker steigenden Preisen. Dies habe die Vermutung genährt, die Betriebe hätten an internationaler Wettbewerbsfähigkeit verloren. Die Entwicklung des real-effektiven Wechselkurses und der Lohnstückkosten seit 2012 lasse diesen Schluss nicht zu.

Die erhöhte Inflation werde größtenteils von der Dienstleistungsseite verursacht und gehe demnach nicht von angebotsseitigen Kostensteigerungen aus. "Die florierende Tourismusnachfrage und der steigende Wohnbedarf in den Zentren treiben die Preise von Gastronomie-, Freizeit- und Kulturdienstleistungen sowie die Immobilienpreise und Wohnungsmieten in die Höhe", so das Wifo.

(APA)

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