Vereinsobmann beschäftigte Terrorverdächtigen.
Wien. Mirsad Omerovic ist der Hauptangeklagte in Österreichs größtem Terrorprozess. Ihm wird vorgeworfen, ein Mitglied des IS zu sein und die Ermordung syrischer Zivilisten angestiftet zu haben. Vor seiner Festnahme war er allerdings auch als Religionslehrer in einer ägyptisch-österreichischen Volks- und Hauptschule in Wien tätig („Die Presse“ berichtete). Diese ist zwar inzwischen geschlossen, aber der Obmann des Vereins, der sie betrieben hatte, geriet diese Woche in die Medien: El-Sayed A.-M. Er ist nämlich auch Obmann jenes Vereins, der den Kindergarten führt, in dem Fatima U. angestellt war, wie NZZ.at berichtet.
U. ist eine 18-jährige Tschetschenin, die vergangenen Dienstag zu sechs Monaten bedingter Haft in Wien verurteilt wurde. Sie soll sich auf dem Weg nach Syrien befunden haben, um dort einen IS-Anhänger zu heiraten, als sie von der Polizei geschnappt wurde. Sie selbst bestritt das und soll sich mittlerweile auch vom IS abgewendet haben. Während des Verfahrens fand sie eine Stelle als Kinderbetreuerin in dem Kindergarten von A.-M. Als der Fall publik wurde, wurde U. gekündigt. A.-M. soll vom Verfahren nichts gewusst haben.
Auf Nachfrage der „Presse“ heißt es aus dem Büro der zuständigen Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ), dass der Kindergarten am Donnerstag untersucht wurde, es aber nichts zu beanstanden gab, was ein Schließungsverfahren gerechtfertigt hätte. Unabhängig davon will die ÖVP Wien im Landtag am 18. März einen Initiativantrag für eine Gesetzesnovelle einbringen. Kern ist die Verpflichtung von Kindergartenbetreibern, sich zu österreichischen Werten schriftlich zu bekennen. (win/ath)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2016)