Geologie: Hinab in den Untergangskrater!

Pegomastax africanus
Pegomastax africanus(c) REUTERS (HANDOUT)
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Der Einschlagort des Asteroiden, der vor 65 Millionen Jahren die Saurier ausgerottet hat, soll bis in 1500 Meter Tiefe angebohrt werden.

Was sorgte vor 65 Millionen Jahren dafür, dass die alten Herren der Erde verschwanden, die Saurier? Lang setzte man auf Vulkanismus, dann fanden sich in Texas Spuren eines Tsunamis, der vor 65 Millionen Jahren über das Land gefegt war, von der Karibik her. Dort, beim Krater Chicxulub, 30 Kilometer vor der Küste Yucatans, waren Mitarbeiter der Ölfirma Pemex schon in den 1950er-Jahren auf Seltsames gestoßen: Sie hatten mit Magnet- und Gravitationsmessungen auf dem Meeresboden kreisförmige Strukturen bemerkt, vermuteten Öllager und bohrten, stießen aber nur auf Vulkangestein und gaben auf.

Proben der Bohrungen kamen 1991 dem kanadischen Geologen Alan Hildebrandt vor Augen, er sah Quartz, das unter hohem Druck „geschockt“ worden war, er schloss auf einen „giant impact“, den Einschlag eines Asteroiden. Der war um die zwölf Kilometer groß und fuhr mit 20 Kilometer pro Sekunde in die Erde – dabei wurde eine Milliarde Mal mehr Energie freigesetzt als von der Hiroshima-Bombe –, das schließt man aus dem Ausmaß der Kreisstruktur, sie hat 180 Kilometer Durchmesser und ist 30 Kilometer tief.

Sie soll nun näher in Augenschein genommen werden, noch in diesem Monat wird im 17 Meter tiefen Wasser eine Bohrplattform errichtet, Anfang April geht die Arbeit los: Erst muss durch 500 Meter Kalkstein gebohrt werden, der sich seit den 65 Millionen Jahren angesammelt hat, dann geht es zwei Monate einen weiteren Kilometer hinab, zumindest soll es das: „Wir haben nur einen Schuss frei, um 1500 Meter hinunterzukommen“, berichtet David Smith vom International Ocean Drilling Program (IODP), das die Aktion finanziert (Science 351, S. 1015).

Wie entstanden die Ringstrukturen?

Und was gibt es dort unten? Vor allem den Ring bzw. die Ringe, es sind zwei, ein innerer und ein äußerer. Sie sollen zeigen, ob Einschlagskrater so entstehen, wie man sich das vorstellt: Wie bei einem Tropfen, der ins Wasser fällt, er beult es ein, dann beult es sich im Zentrum auf, hoch, und beim Zusammenbruch dieser Säule entstehen die Ringe. Ob das bei aufgeschmolzenem Gestein auch so geht, kann nur Chixculub zeigen. Zwar gibt es viele Einschlagskrater, auf dem Mond etwa, die auf der Erde sind aber alle erodiert, außer Chicxulub.

Natürlich sollen dessen Gesteine noch viel mehr zeigen, etwa wie rasch das Leben zurückgekehrt ist und ob es sich tief im Gestein gar gehalten hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2016)

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