Die EU bewege sich in die falsche Richtung, soll die Queen laut dem Boulevard-Blatt "The Sun" gesagt haben. Der Buckingham-Palast dementiert: Die Königin bleibe "politisch neutral".
"Queen unterstützt Brexit", titelte die auflagenstarke britische Boulavardzeitung "The Sun" am Mittwoch - und sorgte damit für Aufregung im Vereinten Königreich. "Die EU bewegt sich in die falsche Richtung", wurde die Königin unter Berufung auf eine anonyme "ranghohe Quelle" zitiert.
Das Blatt bezog sich auf ein Treffen der Queen mit dem früheren Vizepremierminister Nick Clegg von den Liberaldemokraten, der für einen Verbleib in der EU wirbt. Die Zusammenkunft zu einem Mittagessen habe vor der Parlamentswahl im Mai vergangenen Jahres stattgefunden. Das Gespräch habe "überhaupt keinen Zweifel an der Haltung der Queen zur europäischen Integration" gelassen, wurde der Informant zitiert.
Der Buckingham-Palast wies den Bericht umgehend zurück. "Die Queen bleibt politisch neutral, wie sie es schon seit 63 Jahren ist", sagte ein Palastsprecher. Die "falschen, auf anonyme Quellen gestützten Behauptungen" würden nicht weiter kommentiert. "Das Referendum ist eine Angelegenheit, über die die britische Bevölkerung entscheiden muss." Außerdem legte das Könighaus Beschwerde beim Presserat des Landes ein.
Auch Clegg, Mitglied der Regierung von Premierminister David Cameron in den Jahren 2010 bis 2015, dementierte den Bericht. "Das ist Unsinn", schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Ich habe keine Erinnerung an ein solches Ereignis - und es handelt sich nicht um die Art von Vorkommnissen, die ich vergessen würde", fügte er hinzu. Dass sich die Queen selbst offiziell zur Tagespolitik äußert, ist in Großbritannien höchst unüblich.
Die Briten sollen am 23. Juni in einem Referendum über die weitere EU-Mitgliedschaft ihres Landes abstimmen. Um einen Austritt zu verhindern, sagten die EU-Partner Cameron zuletzt ein Mitspracherecht bei für London relevanten Entscheidungen der Eurozone zu. Großbritannien wurde zudem die Möglichkeit zugestanden, neu zugezogenen EU-Ausländern bis zu vier Jahre lang Sozialleistungen zu verwehren.
(APA/AFP)