Trenkwalder: Entsendete arbeiten um die halben Lohnkosten

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In Österreich sind 136.000 Beschäftigte aus dem Ausland entsendet, 90.000 davon aus Osteuropa. Dies trifft insbesondere niedrig qualifizierte Arbeitskräfte.

In Österreich sind 136.000 Beschäftigte aus dem Ausland entsendet, 90.000 davon aus Osteuropa. Während eine inländische Zeitarbeitsfirma Lohnkosten von 30 Euro aufwärts je Stunde habe, seien dies bei Entsendeten aufgrund geringerer Lohnnebenkosten nur 14 Euro, rechnet Klaus Lercher, Geschäftsführer von Trenkwalder Österreich, vor. Dies würde insbesondere niedrig qualifizierte Arbeitskräfte in Österreich am Arbeitsmarkt massiv Konkurrenz machen. Anspielend auf die 475.931 Personen auf Jobsuche (Stand Februar) meinte Trenkwalder: "Wir haben knapp 500.000 auf der Ersatzbank sitzen, die aufs Spielfeld wollen. Das ist wie bei der Rettungsgasse - wir fahren zur Seite und andere nutzen das, um über die mittlere Spur zu brausen."

Außerdem seien die 136.000 nur ein Teil derer, die zum Arbeiten nach Österreich kommen. Einerseits gebe es eine erhebliche Dunkelziffer, andererseits würden Ein-Personen-Unternehmen nicht unter die EU-Entsenderichtlinie fallen. Lercher fürchtet folglich, dass eine bevorstehende EU-Einigung zur Entsenderichtlinie nicht so weit geht, wie sie von Österreichs Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) gefordert wird. Trete seine Befürchtung ein, sei es notwendig, dass auch nationale Maßnahmen gesetzt werden.

Kollektivverträge gehören entrümpelt

Unter anderem müssten die rund 300 zentralen Kollektivverträge entrümpelt werden. Diese seien nur mehr für Juristen verständlich und würden mit ihrem engen Korsett die Wirtschaft behindern. Im November finden wieder die jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen der Branche statt, dann solle dies auf den Tisch gebracht werden. Um die Beschäftigung der Generation 50+ besser am Arbeitsmarkt zu integrieren, müsse es mehr Förderungen geben und der Kündigungsschutz gelockert werden. Bei den Jungen hingegen gebe es einen Facharbeitermangel, weil die Lehre ein schlechtes Image habe - was völlig ungerechtfertigt sei. Lercher erinnerte daran, dass so mancher Akademiker vom Einkommen eines Facharbeiters nur träumen könne.

Um die Flüchtlinge in den Arbeitsprozess zu bekommen, seien Deutschkenntnisse zentral. Des Weiteren müsse es Kompetenzchecks geben, um die Menschen zielgerichtet ausbilden zu können. Für schlecht ausgebildete Arbeitnehmer und Arbeitslose werde sich durch den Zuzug der Wettbewerb am Arbeitsmarkt jedenfalls verschärfen, erwartet der Trenkwalder-Chef.

Für die Ausbildung sei jedenfalls Geld vorhanden, konkret 30 Millionen im Sozial- und Weiterbildungsfonds (SWF), der im Sozialministerium angesiedelt ist. Nur würde dieses Geld brach liegen. Auch hier hofft Lercher auf die Hilfe von Stöger.

Entsendung

Von einer Entsendung spricht man, wenn ein Arbeitnehmer in einem EU-Mitgliedstaat angestellt ist, der Arbeitgeber jedoch entscheidet, ihn vorübergehend in einem anderen Mitgliedstaat arbeiten zu lassen. Beispielsweise könnte ein Dienstleister, der eine Auftragsarbeit in einem anderen Land zu erledigen hat, seine Mitarbeiter dorthin schicken, um den Auftrag auszuführen.

(APA)

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