Gastgeber und visionärer Firmenchef in einem

Privatzimmer
Privatzimmer(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
  • Drucken

Tourismus.Geänderte Ansprüche, der Druck der Internet-Bewertung und internationale Konkurrenz machen der Hotellerie zu schaffen. Spezialisierte Weiterbildung soll die Firmenchefs fit für die neuen Herausforderungen machen.

Management-Anforderungen im Tourismus sind einem fortlaufenden Wandel unterworfen. „Operative Fähigkeiten und Gastgeberqualitäten sind nach wie vor die Grundlage einer Karriere in der Hotellerie, aber heute kommen viele weitere Faktoren hinzu“, sagt Florian Aubke, Dekan der Bachelorprogramme der Modul University Vienna. „Die fast minütliche Anpassung der Preise an die Nachfrage, eine nahezu unüberschaubare Menge an Gästefeedbacks im Internet und zunehmende Konkurrenz von starken internationalen Hotelketten.“ An die Aufzählung des Dekans der Privat-Uni kann Elfriede Krempl von Generatio Hotel Management Consulting weitere Aufgaben hinzufügen. „Hoteldirektoren kümmern sich um den Aufbau der hotelspezifischen Marke, die sich im Gast-Erlebnis widerspiegeln muss, Online-Marketing, Umgang mit Buchungsplattformen und um Employer Branding, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken.“

Ziele und Strategien gefragt

Um dieser Vielzahl an Herausforderungen gewachsen zu sein, ist es für Führungskräfte im Tourismus und in der Hotellerie unerlässlich, ihre Kompetenzen den Gegebenheiten anzupassen. Claudia Kohl, Geschäftsführerin von Kohl & Partner Österreich erklärt: „Management erfordert ein dauerhaftes, aktives und dynamisches Handeln. Denn Leadership-Qualität umfasst neben der wichtigen Firmenkultur und professionellen Führungsanweisungen auch die Festlegung und permanente Reflexion von Zielen und Strategien.“

Das international tätige Consultingunternehmen Kohl & Partner hat selbst ein umfassendes Fortbildungsangebot für Tourismus-Führungskräfte im Portfolio. Die Seminare werden von Spezialisten im Tourismus entwickelt und auf die Bedürfnisse der Hotellerie, Gastronomie, Kooperationsgruppen, Tourismusverbände und Seilbahnen abgestimmt. Zum Beispiel das Seminar Motivationstraining für Führungskräfte. Ausgelegt sowohl für angehende und junge Führungskräfte als auch erfahrene Chefs. „Ein praxisstarkes Fortbildungsangebot sichert dem Betrieb gleichbleibend hohe Gastgeberqualität und unterstützt bei der Investition in die Entwicklung der Mitarbeiter“, sagt Claudia Kohl. „Talent zu haben ist gut. Das Talent weiterzuentwickeln ist großartig. Durch fachliche und persönliche Weiterbildung profitieren die Next Generation sowie erfahrene Führungskräfte.“

Hotels kooperieren mit Uni

Und die Next Generation steht bereits in den Startlöchern. Seit dem Wintersemester 2015 kooperiert Österreichs größte Hotelkette Vienna House mit der Privatuniversität Modul University Vienna. Dadurch können ausgewählte Kandidaten aus dem Führungskräfte-Programm Vienna House Leaders Programs Victor einige Kurse des MBA-Programmes der Privat-Uni am Kahlenberg absolvieren. „Bei der Wahl der Ausbildungseinrichtung sollten die beruflichen Ziele berücksichtigt werden“, sagt Hani El Sharkawi, Leiter des Karrierezentrums der Modul University Vienna. „Viele internationale Hotelketten verlangen heutzutage beispielsweise einen Bachelor als Mindestanforderung für ihre Management-Training-Programme.“

Die beiden Geschäftsführerinnen von Generatio Hotel Management Consulting, Elfriede Krempl und Tina Brandstetter, haben eine Direktorenakademie ins Leben gerufen. Die Akademie ermöglicht Hoteldirektoren per Blended Learning, einem Mix aus E-Learning und Präsenztagen, das Wissen rund um Management und Führung auf den neuesten Stand zu bringen. „Interesse besteht vor allem bei erfahrenen Hoteldirektoren, deren Ausbildung schon 15 oder 20 Jahre zurückliegt“, berichtet Krempl.

Mittel gegen Betriebsblindheit

„Die Einsamkeit an der Spitze und die damit verbundenen geringen Möglichkeiten für den Dialog fördern die Bereitschaft, eine in sich abgeschlossene Ausbildung zu absolvieren“, weiß Krempl. Auch die besten Leute würden irgendwann betriebsblind werden, wenn sie ständig denselben Job machen. „Sparring Partner in Form von Direktorenkollegen und Trainern in der Direktoren-Akademie lösen diesen Zustand leicht auf“, so die ehemalige langjährige Interessenvertreterin für die Hotellerie (ÖHV).

Es gibt aber auch Situationen, da helfen herkömmliche Führungskraft-Fortbildungen nicht mehr weiter. Dann nämlich, wenn man mit der gegenwärtigen Situation sehr unzufrieden ist und auf wichtige Fragen keine befriedigenden Antworten findet. Hotelier Armin Schmelzle ist es so ergangen. Im Februar 2008 entschied er sich deshalb spontan, zwei Wochen in Spanien auf dem Jakobsweg zu pilgern.

Genusspilger-Workshops

„Dabei stellte ich fest, dass eine nachhaltige Lösung einer Herausforderung oder eines Anliegens häufig erfordert, dass man sich aus dem Alltagsgeschäft herausnimmt“, sagt der Mitbegründer der Bio-Hotels, der heute als Coach und Unternehmensberater seine Erkenntnisse unter anderem im Rahmen von Genusspilger-Workshops an Führungskräfte weitergibt. „Kein Handy, keine Termine. Dafür ist man im Austausch mit der Natur. Oft genügen schon wenige Tage Abstand, um sinnvolle Antworten auf drängende Fragen zu finden“, so Schmelzle, der als Coach weiß, wie er seine Teilnehmer lenken muss, um sich auf die elementaren Fragen zu fokussieren.

Information

Weiterbildungsangebote für Führungskräfte im Tourismus (Auswahl)

Kohl & Partner: Aktuelle Seminare für Tourismus-Führungskräfte mit Schwerpunkt Mitarbeitergewinnung, -bindung und Mitarbeiterführung

• „Auftritt – Vortritt – Eintritt“

• „Human Resource Management“

• „Mitarbeiter finden und binden“

• „Mitarbeiter führen, coachen und motivieren“

• „Meine Abteilung richtig führen“

• „Produktivität steigern – Mitarbeiterkosten senken“

www.kohl.at

Direktoren-Akademie von Generatio Hotel Management Consulting, 14 Präsenztage, geblockt auf sieben Module. www.generatio.at

Coaching-WorkshopGenusspilgern auf dem Jakobsweg.

www.jakobsweg-auszeit.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.