Politologe: AfD nähert sich zunehmend an FPÖ an

Frauke Petry, AfD-Vorsitzende, scheut den Kontakt zur FPÖ nicht mehr.
Frauke Petry, AfD-Vorsitzende, scheut den Kontakt zur FPÖ nicht mehr.APA/AFP/JOHN MACDOUGALL
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Die deutsche politische Kultur hat sich noch nicht an Radikalisierung wie jene der FPÖ gewöhnt, analysiert der deutsche Politologe Carsten Koschmieder.

Hierzulande freut sich die FPÖ über den Erfolg der deutschen rechtspopulistischen Partei AfD. Aber wie ähnlich sind sich die beiden Parteien tatsächlich? "Beide gehören eindeutig der gleichen Parteienfamilie an", meint der deutsche Politikwissenschaftler Carsten Koschmieder, jedoch habe sich die deutsche politische Kultur noch nicht so sehr an Radikalisierungen wie jene der FPÖ gewöhnt.

Daher habe die Alternative für Deutschland (AfD) bisher versucht zu betonen, "dass sie keine Schwesterpartei der FPÖ" sei, so Koschmieder von der Freien Universität Berlin am Montag gegenüber der Austria Presse Agentur. Die Botschaften und der politische Stil der beiden Parteien seien aber durchaus sehr ähnlich. "Beide haben dieselben Feindbilder: die EU, Brüssel und Einwanderer - aber vor allem Muslime, Homosexuelle und die Emanzipation," so der Politologe. Parallelen gebe es auch im politischen Stil: "Man verursacht einen Skandal und nutzt dann die mediale Aufmerksamkeit und die Proteste der anderen Parteien, um sich als Opfer zu inszenieren."

Andere politische Kultur

Allerdings sei die politische Kultur in den beiden Ländern eine andere. In Österreich gebe es solche Parteien auch schon länger. Die FPÖ könne sich auch Sachen leisten, für die man sich in Deutschland entschuldigen müsste, meint Koschmieder. "Die politische Kultur tabuisiert es weniger als im Land der Täter." Die Zuneigung der AfD zur FPÖ sei nun aber immer deutlicher zu sehen und werde immer weniger abgestritten, so der Experte.

Vergangenen Monat verkündete die AfD, die noch vor wenigen Monaten jede Zusammenarbeit mit Parteien des Rechtsbündnisses um die französische Front National (FN) und die FPÖ ausgeschlossen hatte, eine engere Kooperation mit den österreichischen Freiheitlichen. Bei einer Konferenz in Düsseldorf trat FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache als einer der Hauptredner auf.

Den besonders großen Erfolg der AfD in Sachsen, wo die rechtspopulistische Partei am Sonntag eine Rekordergebnis von 24 Prozent eingefahren hatte, erklärt der Politologe damit, dass es in Ostdeutschland weniger Ausländer gebe, während es in Westdeutschland bereits seit Jahrzehnten Gastarbeiter gebe. "Wir wissen aus der Rechtsextremen-Forschung, dass Leute eher etwas gegen Ausländer haben, wenn sie keine Ausländer kennen," so Koschmieder.

(APA)

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