Der Bundeskanzler also allein in einer Diskussionssendung.
Die Aufregung, dass ein Bundeskanzler einem TV-Sender ein langes Interview zur Flüchtlingspolitik gibt, hat sich gelegt. Das Gespräch war abgesehen von hörbarer Aufregung des Akteurs wenig aufregend. Die Aufregung davor war auch nur verständlich, weil dieser Bundeskanzler Werner Faymann heißt, der prinzipiell gern allein auftritt, besonders, wenn er, wie diesmal, seinen mutigen Schwenk auf die Linie des Koalitionspartners erklärt. Und, weil es sich bei dem Sender um den ORF handelt, dessen Personalbesetzung bis in die unteren Ränge parteipolitisch ausgedealt wird.
Als interessant bei „Im Zentrum“ erwies sich, dass Faymann trotz Staatsmann-Inszenierung einen Seitenhieb auf die abwesende ÖVP für geboten erachtete (er sprach von „Überschätzung des Koalitionspartners“). Werner Faymann hat eine Schlacht um Sendezeit gewonnen. Die Chancen, den Krieg um die Wahl des ORF-Chefs zu gewinnen, sind aber eher nicht gestiegen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2016)