Das Wien Museum am Karlsplatz widmet dem - stets verruchten wie verklärten - Prater anlässlich seines 250-jährigen Geburtstages eine große Jubiläumsschau. Die Zeit ist der Leitfaden der Schau "In den Prater! Wiener Vergnügungen seit 1766", die noch bis zum 21. August zu sehen ist. Chronologisch schlängelt sich der Ausstellungsparcours durch die zweieinhalb Jahrhunderte. Bild: Undatierte Aufnahme des Wiener Riesenrades
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Vizedirektorin und Kuratorin Ursula Storch gliedert die Prater-Historie, die mit rund 650 Plakaten, Fotos, Filmclips und Original-Artefakten vom Ringelspielpferd aus 1880 über einen Watschenmann aus der Zwischenkriegszeit ...
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... bis zu einem Autodromwagen aus den 1960ern aufwartet, in drei Abschnitte.
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Teil eins erzählt die gut 100 Jahre dauernde Entwicklung bis zur Weltausstellung 1873. Während Aristokratie und Bürgertum die Hauptallee entlang defilierten, zog es das gemeine Volk in den Wurstelprater mit seinen ersten Buden und Fahrgeschäften. Die Schichten vermischten sich aber insofern schon damals, als entlang der Hauptverkehrsader drei Kaffeehäuser angesiedelt waren, die für alle zugänglich und leistbar waren. Bild: „Versammlung der schönen Welt bey den Kaffee-Häusern in der großen Prater Allee“, 1795 Johann Ziegler nach Laurenz Janscha; Kolorierter Kupferstich
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"Anders als in der Innenstadt durften auch schon Frauen in diese Cafes", betont Kuratorin Storch. Mit exotischen Tierschauen und Panoramen wollte man das Publikum locken. Wahre Massenevents waren Flugexperimente und Ballonfahrten sowie die regelmäßigen szenischen Feuerwerke, mit denen man "Sodom und Gomorrha", aber auch Goethes "Faust" in Szene setzte. Hauptveranstalter dieser pyrotechnischen Spektakel war übrigens Johann Georg Stuwer - Namensgeber des Stuwer-Viertels. Bild: Werbeschild für eine „Exotische Tierschau“ im Prater, 1931
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Die Entscheidung, die Weltausstellung am Wiener Prater-Gelände auszurichten, zog eine groß angelegte Modernisierung bzw. "Regulierung" des Areals nach sich. Alte Hütten wurden weggerissen, erste Wege asphaltiert, riesige Ausstellungshallen errichtet. Damit begann die Blütezeit des Praters: Die Anzahl der Buden wuchs von 87 auf 182, durch die vorangegangene Schleifung der Stadtmauer und die Verkehrsanbindung war das einstige ländliche Erholungsgebiet an die Stadt herangerückt und zum "Wiener Zentrum der Ablenkungen vom Alltag" (Kuratorin Storch) geworden. Bild: „Achmedbrunnen“ bei der Weltausstellung, 1873 Wiener Photographen-Association, Fotografie
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Neben einem begehbaren "Venedig in Wien" inklusive Paläste, Kanäle, Gondeln und bis zu 20.000 Besuchern am Tag sorgte die Eröffnung des - ursprünglich nur als temporäre Attraktion konzipierten - Riesenrads 1897 für Staunen. Bild: Erinnerungen an Venedig in Wien, 1890 K. Kriwanek
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Der Vergnügungspark verfügte zudem über die erste elektrische Grottenbahn Europas (1898) und diente als Heimat der ersten Kinos. Exotismus und Voyeurismus - Stichwort: "Völkerschauen" und die Zurschaustellung "abnormer" Menschen - florierten in dieser zweiten Phase ebenfalls. Bild: Schlangenbeschwörer vor einer Praterbude, 1894 Richard Weixlgärtner, Aquarell
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Phase zwei endete mit dem Ersten Weltkrieg. Der Zusammenbruch der Monarchie, die Wirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg machten der Location ordentlich zu schaffen. Zur 200-Jahr-Feier 1966 gab es deutlich weniger Lokale als noch ein paar Jahrzehnte davor, Kinos und Theater waren ebenso verschwunden wie Zauberkünstler und Artisten. Flipper wie Automatenhallen und zunehmend hoch technisierte Adrenalin-Abenteuer traten an ihren Platz. Dank Glücksspiel- und Prostitutionsverbot sowie der Ansiedlung der neuen Wirtschaftsuniversität sei das Naherholungsgebiet auch heutzutage noch einem steten Wandel unterworfen, sagt Kuratorin Storch. Bild: Kinderkarussell, um 1955 Leo Jahn-Dietrichstein, Fotografie
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Den Aspekt der jüdischen Kultur im Zusammenhang mit dem Prater - in der historisch jüdischen Leopoldstadt gelegen - lässt das Wien Museum übrigens unbeachtet. Direktor Bunzl verwies in dem Zusammenhang auf die kommende Ausstellung "Wege ins Vergnügen. Unterhaltung zwischen Prater und Stadt" des Jüdischen Museums Wien, die am 16. März startet.
Jüdisches Museums Wien
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