Neue blutige Zwischenfälle in der chinesischen Unruheregion Xinjian. Die zentrale Rechtsbehörde in Peking legt unterdessen Anwälten nahe, im Zusammenhang mit den Unruhen keine Fälle zu übernehmen.
Tödliche Krawalle, hunderte Festnahmen
Über eine Woche nach den schweren Ausschreitungen ist es am Montag in der chinesischen Region Xinjiang erneut zu blutigen Zwischenfällen gekommen. Nach chinesischen Behördenangaben erschossen Polizisten in der Regionalhauptstadt Urumqi zwei Uiguren, ein dritter wurde verletzt. Die Beamten hätten versucht, die drei Männer von einem Überfall mit Messern und Stangen abzuhalten, erklärte ein Regierungssprecher.
Der Hongkonger Radiosender RTHK berichtete am Montag auf seiner Webseite, in der Nähe eines uigurischen Stadtviertels sei auf mindestens zwei Polizisten geschossen worden, drei Uiguren seien getötet worden. Einzelheiten wurden nicht genannt, der Vorfall wurde nicht bestätigt.
Die zentrale Rechtsbehörde in Peking legte unterdessen Anwälten nahe, im Zusammenhang mit den jüngsten Unruhen in Xinjiang keine Fälle zu übernehmen. Advokaten wurde verboten, sich gegenüber den Medien oder im Internet zu äußern.
Urumqi war zuletzt Schauplatz blutiger Zusammenstöße zwischen Angehörigen des muslimischen Turkvolks der Uiguren und zugewanderten Han-Chinesen. Bei den Unruhen vor einer Woche wurden nach offiziellen Angaben mindestens 184 Menschen getötet, davon 137 Han-Chinesen, und 1.680 weitere verletzt. 74 schwebten noch in Lebensgefahr. Exil-Uiguren gehen von bis zu 800 Toten aus.
Seit Ausbruch der Unruhen hatte Peking tausende Soldaten und Angehörige paramilitärischer Einheiten in die nominell autonome Region verlegen lassen. Dort kämpfen uigurische Gruppen für die Schaffung eines unabhängigen Staates "Ostturkestan", wie er in den 1940er-Jahren kurzzeitig existiert hatte.
Die Region Xinjiang
Xinjiang (chinesisch: "Neue Grenze") wurde im 18. Jahrhundert von den Mandschu-Kaisern erobert und erst 1884 dem chinesischen Reich einverleibt. Es ist für Peking von großer strategischer Bedeutung und reich an Bodenschätzen. 1955 wurde von den Kommunisten die "Autonome Region Xinjiang" errichtet. In Lop Nor entstand Chinas Atomtestgelände. Die Ansiedlung von Han-Chinesen wurde in großem Maßstab vorangetrieben. Seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten erstarken panislamische und irredentistische Strömungen, wie die kommunistischen Behörden offen zugegeben haben.
Viele Uiguren wehren sich gegen die chinesische Herrschaft und beklagen kulturelle und politische Unterdrückung. Seit Anfang der 1990er-Jahre kam es immer wieder zu blutigen Unruhen, zahlreiche "Konterrevolutionäre" wurden hingerichtet, Hunderte von Moscheen und Koranschulen geschlossen. Gegen pro-chinesische uigurische Funktionäre wurden Attentate verübt, so fiel der regimegenehme Imam der Großen Moschee von Kashgar einem Mordanschlag zum Opfer.
Die im Exil lebende Uiguren-Führerin Rebiya Kadeer fordert Washington auf, ein Konsulat in Xinjiang zu eröffnen. Eine Woche nach Beginn der Unruhen herrscht gespannte Ruhe in der Unruheregion.
Pekings Strategie, mit wirtschaftlichem Aufschwung Harmonie zwischen Uiguren und Han-Chinesen zu erzwingen, ist gescheitert. Jetzt greift der Staat zu neuer Repression und verschärft damit den Konflikt.
Nach den blutigen Unruhen steht die Region Xinjiang unter scharfer Kontrolle der Sicherheitskräfte. Die Uiguren äußern hre Angst vor Verfolgung. Behörden fordern Ausländer auf, die Region zu verlassen.
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