MIPIM: Eine Million Visitkarten - täglich

Der 27. „Marché international des professionnels de l'immobilier“ wurde gestern feierlich eröffnet. Die Veranstalter vermelden Rekordzahlen, passend zur Immobilienbranche, die nach schwierigen Jahren wieder Aufwind verspürt.

Der Palais des Festivals et des Congrès hat sich herausgeputzt. Nach fünfjährigen Renovierungsarbeiten erstrahlt das Haus seit Herbst 2015 in neuem Glanz, um seinem Ruf als Flaggschiff der Canner Wirtschaft gerecht zu werden. Für Glamour werden Mitte Mai beim Filmfestival die Helden der Kinoleinwand sorgen. Zurzeit ist das Festspiel- und Kongresshaus an der Côte d’Azur aber die Bühne für die Protagonisten der Immobilienbranche. Der „Marché international des professionnels de l'immobilier“, kurz die Mipim, wurde gestern mit der traditionellen Cocktailparty eröffnet. Bis Freitag dreht sich bei der größten Gewerbeimmobilienmesse der Welt vier Tage lang alles um das, was nach durchlaufener Weltwirtschaftskrise und einem enorm umsatzstarken Immobilienjahr 2015 getrost als Betongold bezeichnet werden darf.

Networking Best Practice

Das Gedränge und Getümmel bei der 27. Auflage der Mipim ist riesig. Das spürt man und es lässt sich in Zahlen dokumentieren. 23.500 Teilnehmer, 2450 ausstellende Unternehmen und 89 vertretene Länder bedeuten heuer einen neuen Rekord. 550 Städte und lokale Kommunen aus aller Welt präsentieren sich in diesen Tagen, 4800 Investoren und Finanzinstitutionen sind vor Ort. Alleine die Top 50 der institutionellen Investoren, die sich in Cannes ein Stelldichein geben, stehen für mehr als 500 Milliarden Dollar an verwaltetem Immobilienvermögen. „Wir bieten in vier Tagen unter vielen anderen Events rund 100 Konferenzen mit etwa 350 Referenten. Und wir gehen davon aus, dass täglich mehr als eine Million Visitenkarten von einer Hand zur anderen wechseln“, skizziert der neue Messedirektor Julien Sausset eine Veranstaltung, die wie alle Jahre wieder zum globalen Networking-Event avancieren wird.

Im Haus der Welt

„Housing the world“ heißt der Slogan 2016, eine Hommage an die Themen Wohnungsbau und Stadtpolitik, die erstmals in der Geschichte der Mipim im Mittelpunkt stehen. Laut Sausset habe eine Reihe von Faktoren den Ausschlag für diesen Schwerpunkt gegeben, etwa der steigende Druck auf den Wohnungsbau in Großstädten, die Entwicklung von Wohnimmobilien als Anlageklasse oder die Notwendigkeit, Baumethoden zu überdenken: „Dieser Sektor rückt immer mehr in den Fokus der Investoren. Das hat mit der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Bedeutung des Bereichs Wohnen durch die Bewegung und Konzentration der Bevölkerung zu tun. Dazu kommen die sozialen Veränderungen, Entwicklungen im Umweltbereich und der Bedarf an nachhaltiger Stadtentwicklung.“
Dass es beim Thema Zukunft und nachhaltiges Wohnen kein Vorbeikommen am Schlagwort Smart Cities gibt, wurde bereits am Starttag der Mipim klar. „Wie nahe sind wir daran, die ultimative Stadt der Zukunft zu kreieren?“ hieß zum Beispiel am Dienstag Vormittag im Orange Room des Palais die Mottofrage. „Das smarte Potenzial ist da, aber wir stehen gleichzeitig vor großen infrastrukturellen Barrieren“, brachte Speakerin Juliette Morgan, Cushman and Wakefield Tech Global Lead und englische Smart Cities Spezialistin, den Statusquo auf den Punkt. „In den nächsten Jahren werden wunderbar verlinkte Liegenschaften in Städten entstehen“, ist die Head of Property für Tech City UK überzeugt. „Parallel dazu besteht aber die wirkliche Herausforderung darin, Kompatibilität zwischen den urbanen Plattformen zu ermöglichen und taugliche Datentransaktionsprotokolle zu schaffen. Und das wird eben noch ein wenig dauern.“

Start(up)schuss für Neues

Der Schwerpunkt Wohnbau und Stadtentwicklung stellt übrigens nicht die einzige Neuerung auf der Mipim 2016 dar. So wurden beispielsweise etablierte Themenpavillons zu Sektoren wie Hotel und Tourismus oder Logistik um den Gesundheitspavillon erweitert, dem zwei eigene Konferenzsitzungen gewidmet sind. Komplett neu aus der Taufe gehoben haben die Organisatoren einen Wettbewerb unter Gründern, bei dem Startups ihre Ideen dem Publikum vorstellen können. Die laut Veranstalter „First-ever Global Real Estate & Urban Management Startup Competition“ sah gestern die Pitch-Präsentation von sechs Kandidatenteams aus Belgien, Dänemark, Frankreich (2), den Niederlanden und der Schweiz. Den Sieger kürt eine ebenso international besetzte Fachjury, zur feierlichen Verkündung und Preisverleihung kommt es am Donnerstag, dem vorletzten Tag der Mipim. "Die Presse" wird berichten.

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