Mexiko im Drogenkrieg
Mexiko im Drogenkrieg: Eskalation der Gewalt
Mehrere Drogenkartelle kämpfen in Mexiko um die Kontrolle über lukrative Schmuggel-Routen in die USA. Zunehmend geraten Sicherheitskräfte und Zivilisten in ihr Visier. 7700 Menschen starben seit letztem Jahr.

Mexiko im Drogenkrieg: Seit Jahren sterben fast täglich Menschen im Kampf zwischen Drogenkartellen und der Polizei.
(c) AP (Guillermo Arias)

Im Jahr 2009 wurden bis Ende September im sogenannten "Drogenkrieg" mehr als 5600 Menschen getötet. Das sind mehr Tote als im gesamten Jahr 2008.
Im Bild: Anonyme Gräber am Friedhof von Tijuana
Im Bild: Anonyme Gräber am Friedhof von Tijuana
(c) AP (Guillermo Arias)

Der Großteil der blutigen Auseinandersetzungen findet "intern" - zwischen verschiedenen Drogenkartellen - statt. Zunehmend geraten aber auch staatliche Institutionen ins Visier. Unter den Todesopfern sind immer mehr Polizisten und Militärs...
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... und immer häufiger kommen auch Zivilpersonen ums Leben. So verübten Unbekannte am 15. September 2008 mexikanischen Unabhängigkeitstag, ein Attentat auf dem Marktplatz der Stadt Morelia. Acht Menschen starben, mehr als 100 wurden verletzt. Dahinter steckte mutmaßlich ein Drogenkartell.
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Die Kartelle kämpfen um die Kontrolle über die lukrativen Schmuggel-Routen in die USA. Schätzungsweise 90 Prozent des Kokains gelangt über die US-mexikanische Grenze in die Staaten, nur ein Bruchteil kommt über die Karibik oder andere Wege. Neben Kokain liefert Mexiko heute einen großen Teil des in den USA konsumierten Heroins.
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Vier Gruppen kontrollieren das Kokain-Geschäft in Mexiko: Neben dem Kartell von Sinaloa im Westen des Landes gibte es weitere Bündnisse in Tijuana und Ciudad Juarez im Norden und am Golf von Mexiko.
Im Bild: Arnoldo Rueda Medina, hochrangiges Mitglied des Drogenkartells "La Familia Michacoana"
Im Bild: Arnoldo Rueda Medina, hochrangiges Mitglied des Drogenkartells "La Familia Michacoana"
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Das mächtigste Kartell ist das von Sinaloa, ein Zusammenschluss mehrerer Banden, die je mehr oder weniger eng kooperieren. Die Anführer sind zum Teil miteinander verwandt. Als oberste Instanz gilt Joaquín "El Chapo" Guzmán, dem 2001 eine spektakuläre Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis Puente Grande gelang.
Im Bild: Verhaftung von Sinaloa-Migliedern
Im Bild: Verhaftung von Sinaloa-Migliedern
(c) AP (Miguel Tovar)

Die jährlichen Einkünfte der Kartelle werden auf rund 25 Milliarden US-Dollar geschätzt. Damit finanzieren sie auch richtiggehende private Armeen, die den Staat zunehmends in die Defensive drängen: Die Einnahmen schufen auch die Voraussetzung zur Korrumpierung unzähliger Mitglieder der Sicherheitskräfte, von Lokal- und Zentralregierung.
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Nach seinem Amtsantritt 2006 startete Mexikos Präsident Felipe Calderón eine Offensive gegen die Drogenkartelle im Land. In mehreren Dutzend Provinzen patroullieren tagtäglich schwer bewaffnete Soldaten.
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Mehr als 40.000 Soldaten und einige Tausend Bundespolizisten sind mittlerweile im Einsatz, um den Drogenschmuggel zu bekämpfen.
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Regierungsvertreter verweisen seitdem auf Erfolge: Mehr als eine Milliarde US-Dollar seien beschlagnahmt worden, hunderte Tonnen Kokain, Marihuana, Crack und andere Drogen vernichtet worden.
Im Bild: Soldaten verbrennen sieben Tonnen Marihuana in Guaymas, Bundesstaat Sonora.
Im Bild: Soldaten verbrennen sieben Tonnen Marihuana in Guaymas, Bundesstaat Sonora.
(c) AP (Russell Chan)

Trotzdem überwiegen kritische Töne: Der Regierung sei es nicht gelungen, auch nur annähernd die Kontrolle in den von den Drogenkartellen infiltrierten Landstrichen und Städten wiederherzustellen. Auch die Gewalt geht unvermindert weiter.
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Weil der Drogenkrieg zunehmend in die USA überzuschwappen droht, unterstützen die USA in den nächsten drei Jahren gestützt auf das 2008 vom US-Kongress genehmigte sogenannte Merida-Abkommen die mexikanische Regierung mit 1,4 Milliarden Dollar. Kernstück des Abkommens ist militärische Hilfe: Anschaffung von Aufklärungsflugzeugen, Helikoptern, technische Ausrüstung für Sicherheitskräfte und Ausbildungskurse.
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Der Großteil der Bevölkerung glaubt Umfragen zufolge nicht an eine militärische Lösung. Auch Menschenrechtsbeobachter sind kritisch: Statt einen lange dauernden Drogenkrieg zu führen, müssten zivile Strukturen gestärkt werden.
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Wichtigster interner Erklärungsfaktor für die "Erfolgsstory" der Drogenkartelle ist die Korruption. Ohne Kollaborateure und Protektoren in Politik, Justiz und Polizei hätten die Drogensyndikate ihre heutige Bedeutung und Schlagkraft nicht erreichen können.
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Ohne Kollaborateure und Protektoren in Politik, Justiz und Polizei hätten die Drogensyndikate ihre heutige Bedeutung und Schlagkraft nicht erreichen können.
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