Unmittelbar vor dem historischen Besuch des US-Präsidenten waren in Havanna Dutzende Dissidenten festgenommen worden.
Eine freundliche Begrüßung war das nicht - zumindest meteorologisch gesehen: Als US-Präsident Barack Obama in der Nacht auf Montag als erster US-Präsident seit der kubanischen Revolution von 1959 auf Kuba eintraf, empfing ihn ein heftiger Tropenregen. Vom örtlichen politischen Personal war nur Außenminister Bruno Rodriguez am Flughafen in Havanna erschienen. Staatschef Raul Castro wird Obama erst am heutigen Montag zu einer längeren Unterredung treffen, dann ist aber auch ein Staatsdinner geplant. Venezuelas sozialistischer Präsident Nicolas Maduro oder Boliviens Präsident Evo Morales werden hingegen in der Regel von Raul Castro am Flughafen begrüßt, sowie 2015 auch Frankreichs Präsident Francois Hollande, der sich nicht mit Dissidenten traf - anders als es Obama plant -, und auch die Menschenrechtsverletzungen kaum ansprach.
Dissidenten sollen zuhause bleiben
Obama soll bei dem historischen Besuch mit Staatschef Raul Castro den Annäherungsprozess der langjährigen Erzfeinde vertiefen. Kurz vor der Ankunft wurden in Havanna Dutzende Dissidenten festgenommen worden. Bei einer Demonstration habe die Polizei eingegriffen und viele Aktivisten mitgenommen, berichteten mehrere Oppositionelle der Deutschen Presse-Agentur. Viele Dissidenten seien von der Polizei gewarnt worden, ihre Häuser nicht zu verlassen, während Obama sich in Havanna aufhält. Obama will die kritische Menschenrechtslage ansprechen, die USA setzen durch die Annäherung mit dem sozialistischen Karibikstaat und die Lockerung des Handelsembargos auch auf mehr Meinungsfreiheit.
Ende 2014 hatten Präsident Obama und Raul Castro ein Ende der Eiszeit vereinbart, die diplomatischen Beziehungen wurden 2015 wieder vollständig aufgenommen, das US-Handelsembargo gelockert, etwa im Finanzbereich und für direkte Fährverbindungen. Seit wenigen Tagen gibt es auch wieder einen direkten Postverkehr. Kuba fordert als nächsten Schritt eine vollständige Aufhebung des US-Handelsembargos und eine Rückgabe des seit 1903 unter US-Kontrolle stehenden Stützpunktes Guantanamo. Vor Obama war überhaupt erst ein US-Präsident dort: 1928 Calvin Coolidge.
Kein Treffen mit Revolutionsführer Fidel Castro
Raul Castro verfolgt eine vorsichtige Öffnungspolitik und setzt vor allem auf mehr ausländische Investitionen, besonders der Tourismussektor soll ausgebaut werden, um die Einnahmen des Staates zu stärken. Ein Treffen Obamas mit Rauls Bruder und Revolutionsführer Fidel Castro (89) war nicht geplant. Fidel befeuerte die Feindschaft zu den USA, die Sowjetunion wurde zum wichtigsten Verbündeten - die Stationierung sowjetischer Atomraketen brachte die Welt 1962 an den Rand des Atomkriegs.
Pünktlich zum Besuch von Obama wurden auch neue Fotos von Fidel Castro veröffentlicht. Sie senden eine klare Botschaft: Auf dem Titelbild der Sonntagsausgabe der Zeitung "Juventud Rebelde" war Castro im Gespräch mit Venezuelas sozialistischem Präsidenten Nicolas Maduro zu sehen, der die USA als imperialistisch und kapitalistisch kritisiert. Die Annäherung seines Bruders und Nachfolgers als Staatschef, Raul Castro, sieht Fidel skeptisch.
(APA/DPA)