Im Morgengrauen begannen irakische Truppen mit der Operation "Eroberung". In Syrien ist die Armee in die Antikenstadt Palmyra vorgedrungen.
Der Irak hat die lange erwartete Militär-Offensive zur Rückeroberung der Stadt Mossul begonnen. Dabei seien mehrere Dörfer im Umland Mossuls eingenommen worden, hieß es in einer am Donnerstag im Fernsehen verlesenen Erklärung der irakischen Streitkräfte. Die Offensive ist die erste Phase einer Militäraktion, mit der die Regierung die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus der größten Stadt im Norden des Landes vertreiben will.
Die Offensive startet von dem Stützpunkt Makhmour. Die Stadt liegt rund 70 Kilometer südöstlich von Mossul. Schon im Februar begann die irakische Armee, Truppen dorthin zu verlegen. Die Soldaten im Stützpunkt sollten auf 4500 Mann aufgestockt werden. "In diesem Jahr ist die Zeit gekommen, in der wir Daesh im Irak militärisch ein Ende setzen", sagte Regierungschefs Haidar al-Abadi damals.
In Mossul lebten einst rund zwei Millionen Menschen. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hatte im Juni 2014 die Großstadt unter ihre Kontrolle gebracht und damit einen der größten Erfolge verbucht. Mossul, die Hauptstadt der nördlichen Provinz, gilt neben Al-Raqqa in Syrien als inoffizielle Hauptstadt der Terrormiliz. Ende 2015 konnten irakische Regierungstruppen die Provinzhauptstadt Ramadi westlich Bagdads vom IS zurückerobern.
Assad will IS aus Palmyra vertreiben
Unterstützt wurden die Armee und die kurdischen Peshmerga-Kämpfer im Norden des Landes durch Luftangriffe der von den USA angeführten Militärallianz. Deren Einsätze und die der eigenen Luftwaffe spielten bei den Angriffen eine entscheidende Rolle, sagte Brigadegeneral Jahja Rasul, der Sprecher des irakischen Einsatzkommandos.
Armeeangaben zufolge sei nun das erste Ziel, IS-Einrichtungen in der Stadt zu zerstören. Generalmajor Nejm al-Jaburi, der irakische Oberbefehlshaber in der Region, berichtete von Dutzenden toten IS-Kämpfern, nannte aber keine Opferzahlen auf Seiten der Regimetruppen.
"Bereiten uns auf die Befreiung vor"
Zugleich hat sich die syrische Armee den Weg in die von IS-Extremisten kontrollierte Stadt Palmyra freigekämpft. Die Truppen hätten das Zentrum Palmyras erreicht, meldete der Sender Ichbarija am Donnerstag. Er zeigte dabei Aufnahmen, die direkt vor der historischen Altstadt entstanden seien. Palmyra wurde im Mai des vergangenen Jahres von der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) eingenommen. Dort sprengte sie antike Götterskulpturen und sorgte damit für Entsetzen bei Historikern und Kunstexperten.
Der IS hat Zivilisten in Palmyra nach Angaben von Aktivisten unterdessem zum Verlassen der syrischen Antikenstadt aufgefordert. Die etwa 15.000 verbliebenen Bewohner seien vor den Kämpfen mit den Regierungstruppen gewarnt und per Lautsprecher zur Flucht aufgerufen worden, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London am Donnerstag mit.
Am südwestlichen Stadtrand von Palmyra lieferten sich die Armee und mit ihr verbündete Milizen demnach Gefechte mit den IS-Kämpfern. Das schien den Meldungen zu widersprechen, wonach Regierungstruppen bereits ins Zentrum vorgedrungen seien. Nach Angaben der Beobachtungsstelle, deren Angaben von unabhängiger Seite kaum überprüfbar sind, wurden die regierungstreuen Soldaten von der russischen und syrischen Luftwaffe unterstützt. Ein Vertreter der syrischen Sicherheitskräfte sagte, die Armee bereite sich auf die "Befreiung" Palmyras vor.
Die Stadt Mossul - ein Überblick
Die nordirakische Wirtschaftsmetropole Mossul liegt rund 400 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Bagdad am Ufer des Tigris. Neben großen Erdölraffinerien ist auch die Textilverarbeitung von Bedeutung. Schon in seiner frühen Geschichte war das bedeutende Zentrum auf der Handelsroute zwischen Indien, Persien und dem Mittelmeer bekannt für Lederprodukte und feine Baumwollstoffe - der Stoff Musselin ist nach Mossul benannt.
Mossul ist ein Zentrum sunnitischer Araber. Der Ort war aber immer auch Heimat anderer Ethnien und Konfessionen wie Christen, Kurden, Turkmenen oder Yeziden. Nach offiziellen Angaben leben heute in der Hauptstadt der Provinz Ninive etwa zwei Millionen Menschen, unter ihnen rund 400.000 Flüchtlinge aus anderen Teilen des Landes.
Mossul wird seit Jahren von Gewalt und Terror erschüttert. Nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Saddam Hussein im Jahr 2003 flohen zahlreiche Anhänger des gestürzten Regimes nach Mossul. Viele von ihnen verbündeten sich später mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), um gegen die schiitisch dominierte Regierung in Bagdad zu kämpfen.
Im Juni 2014 brachte der IS die Millionen-Metropole unter seine Kontrolle und errichtete ein Terrorregime. Rund 30.000 Soldaten sollen vor 800 anrückenden militanten Islamisten geflohen sein.
In der Großen Moschee von Mossul rief der Anführer der IS-Miliz, Abu Bakr al-Bagdadi, Muslime weltweit auf, in die Region zu kommen und ihn beim Jihad zu unterstützen. Es war der erste öffentliche Auftritt des selbst ernannten Kalifen.
Wie in anderen eroberten Regionen vernichteten die Extremisten auch in Mossul Dutzende historische Denkmäler. Im städtischen Museum wurden Jahrtausende alte Statuen aus assyrischer Zeit zerstört.
(APA/dpa/AFP)