Die Regierung wollte die Anlagestrategie der Bundesfinanzierungsagentur lieber für sich behalten. Aus nachvollziehbaren Gründen.
Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) meinte jüngst auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen: „Die Bundesfinanzierungsagentur betreibt eine sehr konservative Veranlagungsstrategie, um die Risken möglichst gering zu halten.“ Hat der Minister hier etwas übersehen? Wer den jüngsten Rechnungshofbericht liest, bekommt den Eindruck, dass sich die Manager der Staatsagentur an der Börse wie Anfänger verhalten haben. Es wurde gezockt, was das Zeug hielt. Alle wichtigen Regeln für Börsenneulinge wurden außer Acht gelassen. „Wertpapiere sind wie Mist. Man sollte sie breit streuen“, meinte etwa der Philosoph Francis Bacon. Wer sein Investment verteilt, minimiert das Risiko.
Die Bundesfinanzierungsagentur, die für das Schuldenmanagement des Staates zuständig ist, hat dagegen zeitweise fast die Hälfte ihrer Kassamittel in spekulative Finanzprodukte veranlagt. Bei besonders riskanten Wertpapieren hielt der Staat 1,8 Prozent der weltweit vorhandenen Papiere. Von Risikostreuung wenig zu sehen.
Bevor jemand den Schritt an die Börse wagt, sollte er Limits setzen. Damit konnte die Staatsagentur wenig anfangen. „Ein aus dem Veranlagungsbedarf und dem für den Bund tragbaren Risiko hergeleitetes Gesamtlimit für die Summe aller Veranlagungen“ habe gefehlt, so der Rechnungshof. Krisentests zur Analyse von Risken wurden unterlassen. Zum Glück gibt es den Rechnungshof. (Bericht: S. 1)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2009)