Derzeit würden Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol an der Stichwahl scheitern. SPÖ und ÖVP bleiben nur noch vier Wochen.
Wien. Schön langsam verdichten sich die vielen Umfragen zu einem deutlichen Trend. Vier Wochen vor dem ersten Durchgang der Bundespräsidentenwahl (24. April) liegt Alexander Van der Bellen deutlich in Führung, wie nach OGM (Donnerstagausgabe der „Presse“) nun die Institute Sora und Spectra zeigen – beide im Auftrag des ORF.
Demnach hält der frühere Grünen-Chef im Moment bei 30 bzw. 29 Prozent. Norbert Hofer (FPÖ) folgt mit 21 Prozent auf Platz zwei vor der ehemaligen OGH-Präsidentin Irmgard Griss mit 19 bis 20 Prozent. Erst dann kommen die Regierungskandidaten Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) mit je 14 bzw. 13 Prozent. Schlusslicht ist Baumeister Richard Lugner mit drei bis vier Prozent.
Beide Institute haben 1000 Österreicher befragt und gehen davon aus, dass sich bereits zwei Drittel der Wähler entschieden haben. Die Unentschlossenen werden also immer weniger. Für Hundstorfer, Khol und ihre Parteien sind das ziemlich schlechte Nachrichten. Dass beide am 22. Mai in die Stichwahl kommen, ist aus heutiger Sicht unwahrscheinlich. Im Moment würde es keiner von beiden schaffen.
Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Vor allem, wenn man – wie SPÖ und ÖVP – über funktionierende Parteiapparate verfügt, die bis in die kleinste Gemeinde und den kleinsten Betrieb hinein organisiert sind. So wird Hundstorfers offizieller Wahlkampfauftakt am Donnerstag in Wien-Floridsdorf, zu dem sich auch Bundeskanzler Werner Faymann und Bürgermeister Michael Häupl angesagt haben, gleichsam zum Auftakt für die Aufholjagd. Auch Khol ist ab nächster Woche im Dauereinsatz, wiewohl sein offizieller Kampagnenstart erst am 7. April in Innsbruck stattfindet.
Allerdings bleibt auch die Konkurrenz nicht untätig. Hofer eröffnet das Finale am 2. April in Kapfenberg, Van der Bellen lässt sich zwei Tage später in Wien feiern. Da lädt auch Lugner in die Lugner-City.
Erinnerungslücken bei Griss
Griss hingegen will sich auch hier von den Parteien abheben, indem sie auf die übliche Veranstaltung im letzten Monat vor der Wahl verzichtet. Wobei die ehemalige Höchstrichterin diese Woche auch mit erstaunlichen Erinnerungslücken von sich reden machte. Auf die Frage, wen sie bei der Bundespräsidentenwahl 1986 gewählt habe, sagte Griss dem „Falter“: „Das weiß ich nicht mehr genau.“ Auf Nachfrage räumte sie dann aber ein: „Möglicherweise Waldheim.“ (pri)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2016)