ÖFB-Team: Marcel Koller bastelt an der Feinabstimmung

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TRAINING DES �FB-TEAMS IN STEGERSBACH: �BERSICHT(c) APA/ROBERT JAEGER
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Gegen die Türkei will der Trainer zuletzt aufgetretene Schwächen abgestellt wissen. Der Teamchef fordert mehr Laufbereitschaft und erwartet ein Happel-Stadion in türkischer Hand.

Wien. Es könnte den Charakter eines Auswärtsspiels bekommen, wenn Österreichs Nationalmannschaft heute im Ernst-Happel-Stadion zum freundschaftlichen Kräftemessen gegen die Türkei antritt (20.30 Uhr, live ORF eins). Für den Härtetest vor der Europameisterschaft in Frankreich wurden dem ÖFB zufolge bis Montagmittag rund 22.000 Tickets abgesetzt, 6000 davon an türkische Fans.

Teamchef Marcel Koller konnte dieser Tatsache im Hinblick auf die EM auch Positives abgewinnen. „Es ist gut für uns, das zu simulieren und wahrzunehmen“, erklärte der Schweizer. Wie beim 2:1-Sieg gegen Albanien am Samstag ist zu erwarten, dass der 55-Jährige zu Beginn auf seine Stammformation – einzig der erkrankte Julian Baumgartlinger ist fraglich – setzen und mit Fortdauer der Partie das Auswechselkontingent von sechs Spielern ausschöpfen wird. „Man hat nicht die Zeit, große Dinge zu verändern. Es geht um Kleinigkeiten, die uns variabler und flexibler machen“, stellte Koller klar.

Der vorgezogene Alaba

Spielerisch ist die Auswahl von Fatih Terim über Albanien zu stellen. Als Schlüsselspieler beim Gegner hat der ÖFB-Coach wenig überraschend Barcelona-Mittelfeldmann Arda Turan ausgemacht. „Ein hervorragender Spieler und die zentrale Figur im türkischen Team. Da gilt es Maßnahmen zu ergreifen, um ihn aus dem Spiel nehmen zu können.“

In diesem Zusammenhang forderte Koller mehr Engagement in der Abwehrarbeit, also genau dort, wo gegen Albanien mitunter gepatzt wurde. „Wir brauchen mehr Laufbereitschaft in der Defensive.“ Um diese Extrawege zu gehen, sei die „individuelle Bereitschaft“ der Spieler gefragt, erklärte der Teamchef. „Jeder muss Defensivarbeit verrichten, jeder ist aber auch eingeladen, sich nach vorn einzuschalten.“

Die gegen Albanien vor allem in der zweiten Hälfte aufgetretenen Löcher vor der Viererkette waren möglicherweise auch auf die etwas vorgezogene Position von David Alaba zurückzuführen. „Dadurch haben wir in der Defensive mehr Risiko genommen“, analysierte Koller. „In der ersten Hälfte haben wir eine gute Leistung gezeigt, in der zweiten hat es nicht mehr so geklappt.“ Solche Schwächephasen könnten von den Türken umgehend bestraft werden. Und Koller möchte gerade gegen die Nummer 20 der Fifa-Weltrangliste – Österreich ist Zehnter – auf die Simulation eines Rückstandes gern verzichten. „Ich gehe lieber in Führung.“

Die Statistik gegen die Türkei spricht jedenfalls für Österreich, wenn auch nur knapp. Von den bisherigen 15 Duellen gingen acht an die ÖFB-Auswahl, mit einem Remis setzte sich der WM-Dritte von 2002 sechsmal durch. Das bisher letzte Kräftemessen, ein Testspiel am 15. August 2012 in Wien, endete mit einem 2:0 für Österreich. Koller saß damals bereits auf der Trainerbank, die beiden Torschützen Veli Kavlak und Andreas Ivanschitz stehen derzeit aber nur auf der Abrufliste.

Spione im Prater

Aufgrund der starken Auftritte der Türken im Finish der EM-Qualifikation ist der Teamchef gewarnt. Auch sein Mittelfeld-Regisseur Zlatko Junuzović erwartet ein enges Duell. „Sie sind sehr ballsicher, wir müssen gewappnet und aggressiv sein und dagegenhalten“, meinte der Bremen-Legionär. Die durchwachsenen zweiten 45 Minuten des Albanien-Spiels erklärte Junuzović für abgehakt. „Wir wissen, dass es nicht unsere beste Hälfte war, aber so schlechtreden will ich das auch nicht.“ Immerhin habe man dagegengehalten, als der Gegner Druck erzeugt hat.

Ein genaues Bild vom ÖFB-Team wird sich Ungarns Teamchef Bernd Storck heute Abend im Happel-Stadion machen. Seine Auswahl ist am 14. Juni in Bordeaux Österreichs EM-Auftaktgegner. Auch die weiteren Gruppengegner Portugal und Island schicken ihre Spione in den Prater. (joe)

MÖGLICHE AUFSTELLUNGEN

Österreich: Almer – Klein, Dragović, Hinteregger, Fuchs – Baumgartlinger/Ilsanker, Alaba – Harnik, Junuzović, Arnautović – Janko.

Türkei: Babacan – Gönül, Topal, Calik, Erkin – Inan, Tufan – Turan, Özyakup, Sen – Tosun.

AUF EINEN BLICK

Das ÖFB-Team absolviert heute im Wiener Ernst-Happel-Stadion (20.30 Uhr, live ORF eins) gegen die Türkei den nächsten Härtetest im Hinblick auf die Europameisterschaft in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli). Dabei gilt es, die Schwächen der zweiten Hälfte beim 2:1-Sieg gegen Albanien abzustellen.

Teamchef Marcel Koller forderte mehr Engagement in der Abwehr: „Jeder muss Defensivarbeit verrichten.“ Wegen der zu erwartenden zahlreichen türkischen Fans droht der ÖFB-Auswahl zudem eine Auswärtsspiel-Atmosphäre.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2016)

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