Laut Wifo verstärkte sich die Marktkonzentration deutlich.
Durch die Zielpunkt-Pleite stieg laut einer Wifo-Studie die in Österreich ohnehin hohe Marktkonzentration im Lebensmittelhandel deutlich an. Obwohl Zielpunkt nur drei Prozent Marktanteil hatte, sei der Effekt auf die Marktmacht der verbliebenen Anbieter groß, zitiert der „Standard“ online aus der Studie.
Die Arbeiterkammer stellt immer wieder Preisvergleiche zwischen Österreich und Deutschland an und ortet dabei Preisdifferenzen zwischen identen Produkten. Unseriös, sagt dazu der österreichische Handelsverband. Die Arbeiterkammer gehe in ihren Vergleichen zwischen Wien und Berlin nicht auf die strukturellen Gründe ein, die zu dien Unterschieden führen. Dabei gebe es genügend Faktoren, die alle zusammen den Preis mancher Produkte gegenüber dem Ausland erhöhen. "Die Presse" hat diese zusammengefasst. dpa/dpaweb Der Normalsteuersatz der Mehrwertsteuer in Österreich beträgt 20 Prozent. In Deutschland hingegen 19 Prozent. Der ermäßigte Steuersatz liegt in Österreich zwischen zehn und 13 Prozent, in Deutschland hingegen bei sieben Prozent. Auch bei den Abgaben bestehen Diskrepanzen, die teilweise einzupreisen sind. Ein Beispiel ist die Urheberrechtsabgabe, die europaweit in Österreich am höchsten ausfällt. www.BilderBox.com Im Vergleich zu Deutschland sind die Lohnnebenkosten in Österreich um rund neun Prozentpunkte höher. (c) Erwin Wodicka - wodicka@aon.at (Erwin Wodicka) Die Produktion ist hierzulande in vielen handelsrelevanten Branchen kleiner als in Deutschland, wodurch Kostenvorteile durch höhere Mengengerüste dem Ausland vorbehalten sind. Eine größere Produktion schlägt sich auch in den Verpackungs-, Logistik- und Vertriebskosten massiv nieder. Bei der Betrachtung der Preise ist ebenfalls die Tatsache zu berücksichtigen, dass die weiterverarbeitende Industrie in Österreich kleiner strukturiert ist. dpa/dpaweb Die tatsächliche Abnahmemenge eines Händlers in Deutschland ist alleine aufgrund der höheren Bevölkerungszahl (der bekannte 10er Faktor) größer als jene eines österreichischen Händlers. Höhere Abnahmemengen bedeuten in der Regel günstigere Preise und eine bessere Verhandlungsposition für den Händler. Dieser Vorteil kann dann natürlich auch an den Konsumenten weitergegeben werden. DPA, APA/Ralf Hirschberger Der Anteil an Rabattaktionen über ein Kundenkartensystem ist im österreichischen Lebensmittelhandel mit 32 Prozent deutlich höher als in Deutschland, wo sich der Anteil auf 19,3 Prozent beläuft. Da derartige Kundenkartensysteme zwangsläufig nur für bestimmte Kundengruppen relevant sind, werden sie in Studien zu Preisvergleichen nicht berücksichtigt. (c) rewe In Österreich herrschen striktere Lebensmittelstandards als in Deutschland. Jeder Lebensmittelhändler unterliegt dem österreichischen Lebensmittelcodex, der oftmals strenger ist als die EU Standards. Bei den Tierschutzvorgaben ist Österreich im EU-Vergleich ein Vorreiter. So führte Österreich EU-weit als erstes Land ein Verbot für Käfighaltung von Hühnern ein. Die Presse (Fabry) In Österreich zeigt sich eine klare Wertschätzung für Bio- Lebensmittel und Lebensmittel aus heimischer Produktion. Im internationalen und EU-weiten Vergleich liegt Österreich sogar unter den Top 10 Märkten für Bioprodukte. Bio ist teurer als konventionelle Produkte. Rund 20 Prozent der Agrarfläche wird in Österreich für biologischen Anbau genutzt, während dies in Deutschland nur sechs Prozent sind. www.BilderBox.com Es gibt weniger Ballungszentren bzw. mehr Zersiedelung in Österreich. Eine stärkere Zersiedelung bedeutet viele kleine Verkaufseinheiten. Dies wiederum resultiert in höheren Logistikkosten und höheren Fixkosten für die Händler. Der Transport ist in Österreich eine größere Herausforderung, so bei Lieferungen in die Alpenregionen. (c) imago/Hoch Zwei Stock/Angerer (imago stock&people) Warum Preise in Österreich oft höher sind als in Deutschland Dass in Österreich Lebensmittel teurer sind als in Italien und Deutschland, liegt laut Wifo zwar nicht so sehr daran wie an höheren Steuern und Arbeitskosten – der enge Oligopolmarkt fördere jedoch den Missbrauch von Marktmacht. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2016)
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