Laut Agenturbericht droht VW-Aktionären ein Totalausfall bei der Dividende. Doch dafür gibt es keine Bestätigung. Der Autokonzern wird seine Bilanz am 28. April veröffentlichen.
Wien. Am Dienstag sorgte Volkswagen wieder einmal für negative Schlagzeilen. Diesmal ging es nicht um den Abgasskandal, sondern um den möglichen Ausfall der Dividende. Auslöser dafür war ein Bericht der Deutschen Presse Agentur (DPA). Dienstagfrüh meldete die Agentur, dass den VW-Aktionären ein Totalausfall bei der Dividende droht. Viele Internetmedien übernahmen den Bericht. Ob er stimmt, ist allerdings unklar.
So schreibt die Agentur zur Dividende, es stehe noch nichts endgültig fest. Doch gleich darauf wird ein Aufsichtsrat mit folgenden Worten zitiert: „Es gibt keinen Hinweis, dass es auch nur Hoffnung auf einen Cent gibt.“ Um welchen Aufsichtsrat es sich dabei handelt, ist unklar. Sein Name wird nicht genannt.
Tatsächlich ist es ungewöhnlich, dass sich ein Aufsichtsrat schon jetzt zur VW-Dividende äußert. Denn gegenwärtig steht noch nicht einmal fest, ob der Autokonzern im Vorjahr Gewinn oder Verlust erwirtschaftet hat.
Die Zahlen werden erst am 28. April veröffentlicht. Daher konnte die VW-Pressestelle am Dienstag nichts zum Bericht über einen möglichen Dividendenausfall sagen. Trotzdem zeigten sich die Börsianer anfangs verunsichert. Am Dienstag verlor die VW-Aktie in den ersten Handelsminuten bis zu 1,8 Prozent. Schließlich erholte sie sich wieder.
Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte einen nicht genannten Börsenhändler, laut dem es letztendlich niemanden überraschen dürfte, „wenn die Dividende unter der Abgasaffäre leiden wird“.
Spekulationen um VW-Bilanz
Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, veröffentlichte die Deutsche Presse Agentur zu Mittag den nächsten Bericht über einen möglichen Ausfall der Dividende. Diesmal wurde Richard von Vietinghoff-Scheel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zitiert.
Zwar weiß auch dieser nichts Konkretes. Trotzdem beteiligte er sich an den Spekulationen: „Sollte Volkswagen einen Überschuss erzielen, wäre eine Reduzierung der Dividende auf null ein Affront.“ Die DSW sei bisher davon ausgegangen, dass VW trotz Dieselaffäre einen positiven Jahresabschluss für 2015 vorlegen könne. „Ohne einen Gewinn wäre ein Dividendenverzicht für die Aktionäre eher nachvollziehbar“, so Vietinghoff-Scheel. Die Aktionäre seien nicht an einer „Dividende aus der Substanz“ interessiert. Es habe keinen Sinn, wenn der Konzern dafür Schulden aufnehmen müsse. Generell sei eine Nullrunde bei der Dividende gerade für viele Kleinanleger aber ein Problem. „Viele sind darauf angewiesen.“ Eine der Krise und ihren finanziellen Auswirkungen angemessene Minidividende wäre „schon eher zu verkraften“.
Größter Eigentümer von VW ist die Porsche Automobil Holding SE, die von den Familien Porsche und Piech kontrolliert wird. Ein wichtiger Aktionär ist auch das deutsche Bundesland Niedersachsen. Ein Sprecher des Landes teilte mit, dass ein möglicher Ausfall der Dividende keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Landeshaushalt habe. Zuletzt hatte das Land eine Dividende von 285 Millionen Euro bekommen.
Im Jahr 2014 hatte VW einen Überschuss in der Höhe von 11,1 Milliarden Euro eingefahren. Davon wurden rund 2,3 Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet. Die Stammaktionäre erhielten 4,80 Euro und die Vorzugsaktionäre 4,86 Euro pro Anteilsschein.
VW räumte im Vorjahr ein, in Millionen Dieselautos eine illegale Software eingesetzt zu haben. Das US-Justizministerium hat den deutschen Autokonzern auf bis zu 46 Milliarden US-Dollar verklagt. Derzeit laufen Gespräche über eine außergerichtliche Einigung. (höll)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2016)