Mittwoch soll der Flughafen wieder teilweise öffnen. Die Jagd auf den „Mann mit Hut“ geht weiter.
Brüssel. Die höchste Terrorwarnstufe gilt schon seit Tagen nicht mehr. In Belgiens Hauptstadt soll also acht Tage nach den Anschlägen mit mindestens 32 Toten und knapp 100 Verletzten wieder so etwas wie Normalität einkehren, auch wenn nach dem Terror viele Schlüsselfragen weiter ungelöst sind – wie etwa jene nach dem dritten Flughafenattentäter.
Die Behörden hatten Faysal C. für den „Mann mit Hut“ gehalten, der neben den beiden Selbstmordattentätern auf einem Überwachungsbild des Flughafens zu sehen ist. Am Sonntag wurde C. überraschend freigelassen. Sein Anwalt sagte nun, C. habe ein glaubwürdiges Alibi. Von seinem Mandanten geführte Handytelefonate würden belegen, dass er zum Tatzeitpunkt zu Hause war. Die Ermittler hätten zudem weder DNA noch Fingerabdrücke seines Mandanten am Tatort gefunden.
Unterdessen dürften auch die Jihadisten im Problemviertel Molenbeek wieder zum „business as usual“ übergegangen sein: Der Kommunalpolitiker Jamal Ikazban berichtete via Twitter über dreiste Rekrutierungsversuche. Als Beispiel nannte er ein SMS, das am Osterwochenende an Jugendliche verschickt worden sein soll und nur aus zwei Sätzen bestand: „Mein Bruder, warum folgst du uns nicht in den Kampf gegen die Westler? Triff die richtige Wahl in deinem Leben.“
Wie geschickt die Jihadisten vorgehen, zeigt das Beispiel eines 15-Jährigen, der in einer Brüsseler Moschee von der Terrormiliz IS angeworben worden sein soll: Nach nur einem Monat sei er bereit gewesen, in den Syrien-Krieg zu ziehen, berichtet der französische Sender Europe 1. Nur die Wachsamkeit der Mutter habe das verhindert. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2016)