Eine gute Nachricht gibt es immerhin: Die meisten Zehnjährigen gehen ganz gern in die Schule.
Abgesehen davon zeigen die Bildungsstandards wieder einmal, dass es an einigen Stellen ordentlich kracht – auch, wenn die Bildungsministerin das lieber anders interpretiert.
Sieben von zehn Volksschülern haben Probleme beim Schreiben, vier von zehn beim Lesen: Das ist wahrlich kein Ruhmesblatt. Einmal mehr muss man nun darüber reden, was Schulen brauchen, um ihren Job machen zu können. Schulautonomie ist der Schlüssel, auch wenn es abgedroschen klingt: Schulen müssen die Freiheit bekommen, ihren Tag, ihre Stunden, ihr Personal so zu nutzen, wie es ihre Lage verlangt. Die Autonomie muss aber um einiges weiter gehen als das, was in der Bildungsreform paktiert (oder, wie es zuletzt aussah: nicht paktiert) wurde.
Und man muss sich ernsthaft darüber Gedanken machen, wie man sie finanziell unterfüttert – und wie man jene Schulen unterstützt, die unter besonders schwierigen Bedingungen arbeiten. Denn Fakt ist: Kinder aus bildungsfernen Familien benötigen einfach mehr Unterstützung. Passiert hier nichts, werden die Schulen wohl weiter Jahr für Jahr Tausende unvermittelbare Bildungsverlierer ausspucken.
Derzeit wird der Finanzausgleich verhandelt. Optimisten könnten sagen: Das wäre ja ein „window of opportunity“.
bernadette.bayrhammer@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2016)