Belgien liefert Paris-Attentäter Abdeslam aus

Belgien will Terrorverdächtigen Abdeslam ausliefern
Belgien will Terrorverdächtigen Abdeslam ausliefernAPA/AFP/FEDERAL POLICE OF BELGIU
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Der 26-Jährige will laut seinem Anwalt mit den französischen Behörden kooperieren. Der Flughafen Brüssel ist bereit für die Wiedereröffnung.

Der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam kann von Belgien nach Frankreich ausgeliefert werden. Das entschied ein Untersuchungsgericht am Donnerstag in Brüssel. Die Anschläge vom vergangenen November kosteten 130 Menschenleben.

Der 26 Jahre alte Franzose habe seiner Auslieferung zugestimmt, berichtete die Staatsanwaltschaft. Wann er nach Frankreich gelangen soll, müsse noch von den verantwortlichen Behörden in beiden Ländern geklärt werden. Ein Termin wurde nicht genannt. Paris hatte am 19. März einen europäischen Haftbefehl gegen den Terrorverdächtigen ausgestellt.

Abdeslam galt bis zu seiner Festnahme einen Tag zuvor in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek als Staatsfeind Nummer eins in Belgien und einer der meistgesuchten Männer in Europa. Er fuhr laut Ermittlern mit Attentätern aus Belgien zu den Anschlägen in Paris, bei denen am 13. November oder später sein Bruder Brahim, der mutmaßliche Drahtzieher Abdelhamid Abaaoud und sieben weitere Terrorverdächtige ums Leben kam.

Zuletzt saß Abdeslam in Brügge in Untersuchungshaft. Ob er direkt an der Vorbereitung der Brüsseler Anschläge vom 22. März mit 32 Toten beteiligt war, ist noch unklar.

Er soll aber Verbindungen zu den Attentätern gehabt haben. Laut Ermittlern hinterließ er Fingerabdrücke auf einem Wasserglas in der Wohnung, die Khalid El Bakraoui im Brüsseler Stadtbezirk Forest gemietet hatte. Eine Woche nach der Polizeiaktion dort sprengte sich Khalid El Bakraoui in der Brüsseler Metro in Luft, sein Bruder Ibrahim zündete eine der Bomben am Flughafen.

Flughafen für Wiedereröffnung bereit

Der Flughafen ist unterdessen bereit für seine Wiedereröffnung, teilte der Betreiber mit. Demnach könnten in einem Check-in-Bereich 800 Fluggäste pro Stunde abgefertigt werden. Wann genau wieder Passagierflüge starten könnten, hänge jedoch noch vom grünen Licht der zuständigen Behörden ab. Bis Freitagabend sollten demnach noch keine Passagiermaschinen abheben.

Die Wiedereröffnung des beschädigten Airports hatte sich zuletzt immer wieder verzögert. Flüge werden meist über andere belgische Flughäfen wie Charleroi oder Lüttich umgeleitet.

Die Suche nach dem "Mann mit Hut", einem Terrorverdächtigen vom Flughafen, ging unterdessen weiter. Die Staatsanwaltschaft nahm keine Stellung zu Medien-Spekulationen, wonach ein Mann, der sich auch in einem Terroristenversteck in der Stadtgemeinde Schaerbeek aufgehalten haben soll, der "dritte Mann" vom Flughafen sein könnte. Darüber hatte unter anderen die Tageszeitung "Le Monde" berichtet.

Im flämischen Kortrijk nahe der französischen Grenze gab es in der Nähe einer Tankstelle eine neue Razzia von Polizisten und Soldaten. Die Aktion stand im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen den in Frankreich festgenommen Terrorverdächtigen Reda K., berichtete die Nachrichtenagentur Belga mit Hinweis auf die Staatsanwaltschaft.

Gegen den 34-jährigen wurde in Frankreich ein Anklageverfahren wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung eingeleitet. Der Franzose soll nach Angaben aus Paris zu einem Terrornetzwerk gehören, das mit einem großen Waffenarsenal kurz vor einem schweren Anschlag stand.

(APA/Reuters/dpa)

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