Investor Klaus Umek erwartet vom Großaktionär IFM ein deutlich höheres Preisangebot für den geplanten Zukauf von zehn Prozent. Umek meint, der Preis entspreche nicht dem Wert des Unternehmens.
Wien. Klaus Umek, Partner der Investmentgesellschaft Petrus Advisers, wird wieder einmal seinem Ruf als umtriebiger und unbequemer Investor gerecht: Nachdem er schon bei der Conwert und der S-Immo kräftig für Unruhe gesorgt hat, hat er jetzt wieder den Flughafen Wien im Visier. Genauer gesagt dessen Großaktionär, den australischen Pensionsfonds IFM.
Dieser will seinen Anteil von 29,9 Prozent um zehn Prozent erhöhen und bietet in einem freiwilligen öffentlichen Angebot 100 Euro pro Aktie. Das entspricht einer Prämie von 24,2 Prozent gegenüber dem Durchschnittskurs des letzten Monats.
Umek ist das freilich zu wenig. Er begrüßt zwar dessen Interesse am Flughafen, meint aber, dass das Angebot den Flughafen „signifikant unterbewertet“, schreibt Umek in einer brandaktuellen Analyse. Vor allem kompensiere der Preis nicht die substanzielle Reduktion des Streubesitzes, heißt es weiter. Dieser würde auf rund zehn Prozent sinken. Denn die Länder Wien und Niederösterreich halten je 20 Prozent, die Mitarbeiterstiftung weitere zehn Prozent.
Das Flughafen-Management habe in den vergangenen Jahren einen „Weltklasse-Job“ gemacht und den Wert des Unternehmens deutlich gesteigert, zollt Umek den Vorständen Günther Ofner und Julian Jäger Lob. So seien der Umsatz seit 2011 von 582 auf 654 Mio. Euro, das Nettoergebnis von 32 auf 100 Mio. Euro gewachsen. Und die Dividende habe sich auf zwei Euro verdoppelt. Gleichzeitig seien die Schulden deutlich reduziert worden.
Mindestens 124 Euro je Aktie
Umek, der über Petrus rund 3,5 Prozent am Flughafen hält, geht davon aus, dass sich dieser positive Trend auch in den nächsten Jahren fortsetzt. Daher lautet sein Fazit: „Ein fairer Preis liegt bei mindestens 124 Euro je Aktie.“
Man darf also gespannt sein, ob IFM noch nachlegt. Beim Einstieg der Australier hatte Umek deren Angebot auch zuerst abgelehnt. Daraufhin stockten sie auf.
Die Reduktion des Streubesitzes, der die Liquidität der Aktie garantiert, werde auch vom Flughafen-Management nicht besonders goutiert, heißt es im Unternehmen. Auch Kleinanlegervertreter Wilhem Rasinger argumentiert in diese Richtung. Er findet es zudem traurig, dass sich österreichische Investoren die Chance haben entgehen lassen.
Laut Übernahmegesetz müsste IFM eigentlich ein Pflichtangebot an alle anderen Aktionäre machen, wenn sie 30 Prozent überschreiten. Sie sind allerdings davon entbunden, solange sie nicht über mehr Stimmrechte als die Syndikatspartner Land Niederösterreich und Wien verfügen. Die Mehrheit wolle IFM ohnedies nicht, heißt es.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2016)