In Griechenland steigt der Unmut über fragwürdige Aktionen von freiwilligen Helfern und Aktivisten. Sie hätten in Flüchtlingslagern de facto die Kontrolle übernommen und eigene Regeln aufgestellt.
In Griechenland nimmt die Kritik an freiwilligen Helfern, Aktivisten und Nichtregierungsorganisationen in der Flüchtlingskrise massiv zu. Bei verschiedenen Vorfällen und in Lagern spielten sie zusehends eine "fragwürdige Rolle", berichteten griechische Medien am Freitag. Im Hafen von Piräus etwa, wo tausende Migranten gestrandet sind, hätten sie de facto das Kommando übernommen, eigene Regeln aufgestellt und so den Staat ersetzt, schrieb das Newsportal "tribune". Aktivisten würden auch Staatsorgane behindern und die Stimmung unter Migranten aufheizen.
Der griechische Verband der Krankenhausmitarbeiter fordert sogar den vollständigen Rückzug der NGOs aus den Flüchtlingslagern. Er kritisiert, dass die Organisationen und Aktivisten in den Lagern gewissermaßen per Gesichtskontrolle entschieden, wer Zugang habe und wer nicht. Umgekehrt gebe es keine Kontrolle der NGOs, Aktivisten und freiwilligen Helfer.
Auffanglager Chios ein "Schlachtfeld"
Mitte März waren "Helfer", darunter Deutsche, schon einmal in die Schlagzeilen geraten, als sie im Lager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze Flugblätter mit teilweise falschen Informationen verteilten, mit deren Hilfe sie Flüchtlinge illegal über die grüne Grenze nach Mazedonien lotsen wollten. Mehr als 1000 Menschen machten sich daraufhin auf den Weg, viele davon verletzten sich, drei ertranken in einem Bach.

Die NGO „Ärzte der Welt“ zog sich unterdessen am Freitag aus dem Auffanglager auf der Insel Chios zurück, nachdem es in der Nacht schwere Kämpfe zwischen Afghanen und Syrern gegeben hatte, wie das Insel-Newsportal "politischios" berichtete. Auch das Zelt für medizinische Versorgung samt Inventar im Wert von 30.000 Euro wurde demnach zerstört.
"Schreckensnacht im Hotspot", titelte "politischios": Das Lager habe in der Früh einem Schlachtfeld geglichen. Verletzte mussten ins Krankenhaus gebracht werden, die Polizei hatte Blendgranaten einsetzen müssen, um den Tumult aufzulösen.
(apa/ag.)