Mord im Nordkaukasus: Wer ist der Nächste?

(c) AP (Musa Sadulayev)
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Natalja Estemirowa wurde beigesetzt. Vom russischen Präsidenten abwärts bis zu den Ermittlern wird ihr Engagement für die Menschenrechte als Grund für den Mord gesehen.

MOSKAU (est). „Wer ist der Nächste?“ stand auf dem Plakat, das ein Trauernder vor dem Büro von Natalja Estemirowa in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny am Freitag hielt. Die Menschenrechtsaktivistin wurde indes in der Stadt Koschkeldi beigesetzt. Mit fünf Schüssen war sie am Mittwoch ermordet worden. Vom russischen Präsidenten abwärts bis zu den Ermittlern wird ihr Engagement für die Menschenrechte als Grund für den Mord gesehen.

Wie jedoch die russische Zeitung „Kommersant“ unter Verweis auf Ermittler berichtet, dürften die Verbrecher ursprünglich nur auf eine Entführung aus gewesen sein. Dabei aber seien sie in einen Verkehrsstau geraten. Ausgelöst wurde dieser von Sicherheitskräften, die den Schauplatz eines kurz zuvor erfolgten Mordes an einem Gerichtsvollzieher untersuchten. Estemirowas Entführer hätten aus Angst, dass ihnen die Polizei auf den Fersen sei, einen anderen Weg genommen und die Ermordung Estemirowas beschlossen.

Bis es ein nächstes Opfer gibt, scheint im Nordkaukasus nur eine Frage der Zeit zu sein. Vor allem in Inguschetien wird schier ununterbrochen gemordet. Am Freitag kam das Auto des Sportministers unter Beschuss. Die anfängliche Todesmeldung wurde später widerrufen.

Ende Juni war Republikspräsident Jewkurow bei einem Anschlag verletzt worden. Zehn Tage lag er im Koma; er ist immer noch im Spital in Moskau. Seine beiden Leibwächter kamen beim Anschlag ums Leben. Zu den Morden bekannten sich Rebellen. Am 10.Juli fiel der Chefkriminalist des Innenministeriums einem Anschlag zum Opfer und am 13. Juli der Ex-Innenminister.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2009)

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