Triebwerke, Sonden und Kommunikation

Mit dem wiedererwachten Interesse ist nun auch österreichische Weltraum-Technologie auf dem Weg zum Mond.

Inklusive kleinster Teile wie der berühmten Golfbälle, die bei der Apollo-14-Mission verschossen wurden, hat die Raumfahrt bisher mehr als 187 Tonnen Material auf den Mond befördert – und dort zurückgelassen. Aus Österreich ist de facto nichts dabei. Das hat zwei Gründe: In der großen Zeit der Mondfahrt, in den 60er- und 70er-Jahren, waren die Programme der Großmächte politisch getrieben, für ausländische Technik war da kein Platz. Und hierzulande gab es damals auch wenig Expertise.

Das hat sich stark geändert: Auch in Österreich ist eine potente Weltraumwissenschaft und -technologie entstanden – neben hochkarätigen Forschungsinstituten gibt es auch 25 Unternehmen mit 600 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt 74 Millionen Euro. Mit dem wiedererwachten Interesse am Erdtrabanten ist vermehrt auch österreichische Technologie auf dem Weg zum Mond.

Den Anfang machte SMART-1, die erste Mondmission der Europäischen Weltraumbehörde ESA (bei der Österreich seit 1987 Vollmitglied ist). An der Entwicklung der Ionentriebwerke der Sonde war Martin Tajmar, Experte beim Austrian Institute of Technologies (AIT) – vormals Austrian Research Centers (ARC) in Seibersdorf – beteiligt. Am 3.September 2006 stürzte die Sonde kontrolliert ab; seither ist zumindest österreichisches Knowhow auf dem Mond.

Dorthin könnte in einigen Jahren auch ein Messgerät „made in Austria“ kommen: Die chinesische „Chang'e 2“-Mission wird 2012 möglicherweise eine am Institut für Weltraumforschung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) entwickelte Sonde zur Messung der Wärmeleitfähigkeit des Gesteins transportieren. Und noch ein Beispiel: Das Wiener Technologieunternehmen TTTech – ein Spin-off der TU Wien – liefert besonders zuverlässige Steuerungssysteme an die Nasa, konkret für den Nachfolger des Spaceshuttles „Orion“, die unter anderem für Mondmissionen eingesetzt werden.


Erdbeobachtung. Der Schwerpunkt der österreichischen Weltraumaktivitäten ist aber ein anderer: Es geht hauptsächlich um Erdbeobachtung, Satellitennavigation sowie Technologien für Trägerraketen und Satelliten. Geforscht wird in vielen Bereichen: So laufen etwa in Moskau derzeit Tests für eine bemannte Marsmission, bei denen ein Krafttrainingsgerät der TU Wien eingesetzt wird. Bei unzähligen Weltraummissionen ist bereits heimische Technologie an Bord. RUAG Aerospace Austria beispielsweise liefert thermische Isolationen oder Steuerungen, Magna Leitungen für flüssigen Wasserstoff und Siemens Österreich Testsysteme für Satelliten. Das Institut für Astronomie der Uni Wien hat Methoden entwickelt, mit denen aus einer immensen Datenflut die relevanten Informationen herausgefiltert werden können.

Der 40. Jahrestag der ersten Mondlandung wird auch in Österreich groß gefeiert: Am Montag ab 18.30 Uhr laden das Infrastrukturministerium (BMVIT) und die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) zu einer „Mondnacht“ in die Wiener Urania. Schon ab 15 Uhr wird Kindern in der Universitätssternwarte gezeigt, wie Raketen fliegen. Und ebenfalls eingebettet in das „Astronomiejahr 2009“ lädt das Ars Electronica Center in Linz ab 19 Uhr zu einer Jubiläumsfeier.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2009)

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