Private Sicherheitskräfte sollen im Kampf gegen Drogenkriminalität helfen. Das Problem verlagert sich damit ins Freie vor die U-Bahn-Stationen.
Wien. „Geh Burschen seid nicht so ungemütlich. Was ist mit der Wiener Gemütlichkeit, ihr seid nicht von da, oder?“, sagt ein offensichtlich Drogensüchtiger am Mittwochnachmittag zu zwei Securitys, als diese ihn auffordern, die U-Bahnstation Gumpendorferstraße zu verlassen, sofern er nicht vorhabe, die U-Bahn auch zu benützen. Murrend verlässt er irgendwann das Gebäude.
Tatsächlich wird es in nächster Zeit wohl ziemlich ungemütlich für alle Drogensüchtigen, -dealer und Alkoholkranken, die in U-Bahnen und U-Bahn-Stationen herumlungern – zumindest ist das das erklärtes Ziel der Wiener Linien. In den vergangenen Wochen hat es etliche Beschwerden und Medienberichte über die blühende Drogenszene entlang der U6 gegeben, der nun Einhalt geboten werden soll. Seit Mittwoch patroullieren auf der Linie U6 und am Praterstern 30 zusätzliche Wiener-Linien-Mitarbeiter pro Schicht, die von weiteren acht Securitys der privaten Sicherheitsfirma Securitas unterstützt werden. „Sie sollen künftig vor allem Präsenz zeigen, für die Fahrgäste da sein – aber auch Personen, die ganz offensichtlich nicht vorhaben, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benützen, aus den Stationen verweisen“, sagt Wiener-Linien-Sprecher Dominik Gries zur „Presse“. Auch aus den U-Bahnen selbst soll es Wegweisungen geben, sofern der Verdacht auf Drogenhandel besteht, dazu soll es schärfere Fahrscheinkontrollen geben. Entgegen Medienberichten werden die Mitarbeiter nicht mit Spürhunden unterwegs sein – der Kampf gegen Drogenkriminalität sei weiter Aufgabe der Polizei, sagt Gries.
Problemverlagerung
Tatsächlich geht es bei dieser Maßnahme wohl mehr um die Verbesserung des subjektiven Sicherheitsgefühls der Fahrgäste, als dass die Drogenproblematik damit gelöst werden könnte. Ein „Presse“-Lokalaugenschein an den Problem-U-Bahnstationen Josefstädter Straße und Praterstern zeigt: Tatsächlich lassen sich die Drogensüchtigen und Alkoholkranken von den Securitys aus der Station scheuchen – aber halten sich dann eben vermehrt davor auf. Das frühlingshafte Wetter tut das seine, dass sich das Problem nun ins Freie verlagert. „Draußen haben wir keine Handhabe, das ist der Bereich, um den sich die Polizei kümmern soll“, sagt Gries.
Diese bleibt bei ihrer Taktik: Schon seit Längerem sind täglich rund 100 Beamte einer Sondertruppe entlang der sozialen Brennpunkte des U-Bahnnetzes unterwegs. Auch die Hauptaufgabe der Beamten heißt Präsenz zeigen, um die subjektive Sicherheit zu erhöhen. Tatsächliche Handhabe gegen den Drogenhandel hat die Polizei aber wegen eines neuen verunglückten Gesetzes kaum. Dieses macht es kaum mehr möglich, gewerblichen Drogenhandel nachzuweisen. Das Gesetz soll nun bis zum Sommer repariert werden. Bis dahin wollen die Wiener Linien die Maßnahme aufrechterhalten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2016)