Der Satiriker Jan Böhmermann hat dem türkischen Präsidenten in einem Video eine "Schmähkritik" vorgetragen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Beleidigung.
Nach dem Schmähgedicht des Satirikers Jan Böhmermann über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat die Mainzer Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Es werde wegen des Verdachts der Beleidigung von Organen oder Vertretern ausländischer Staaten geführt, teilte die Leitende Oberstaatsanwältin Andrea Keller am Mittwoch mit und bestätigte damit einen Bericht von "Spiegel online".
Zuvor seien rund 20 Strafanzeigen von Privatpersonen eingegangen. Böhmermann hatte das Gedicht mit Formulierungen, die unter die Gürtellinie zielen, in seiner TV-Sendung "Neo Magazin Royale" auf ZDFneo vorgetragen.
Bereits zuvor hat sich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel von dem Gedicht distanziert. In einem Telefonat mit Ministerpräsident Ahmet Davutoglu seien sich beide am Sonntagabend einig gewesen, dass es sich um "einen bewusst verletzenden Text" handle. Merkel habe auf die Konsequenzen verwiesen, die das ZDF gezogen habe. Zudem habe sie erneut "den hohen Wert" betont, den die deutsche Regierung der Presse- und Meinungsfreiheit beimesse.
"Schmähkritik" von Mediathek entfernt
Böhmermann hatte in seiner Sendung "Neo Magazin Royale" ein Gedicht vorgetragen, das als "Schmähkritik" an Erdogan gekennzeichnet war. Das ZDF hat die Sendung inzwischen aus der Mediathek im Internet entfernt. Die Parodie zum Umgang Erdogans mit Satire entspreche nicht den Ansprüchen, die das ZDF an die Qualität von Satiresendungen stelle, hatte der Sender als Begründung mitgeteilt. Böhmermann selbst hat betont, der Beitrag habe die Grenze der Satire in Deutschland aufzeigen sollen.
Der Moderator reagierte mit dem Gedicht auf die Proteste der Türkei an Medienbeiträgen in Deutschland. So war der deutsche Botschafter in der Türkei, Martin Erdmann, unlängst wegen eines Videos in der NDR-Satiresendung "Extra 3" ins Außenministerium zitiert worden. In dem Beitrag wird Erdogan wegen seines Vorgehens gegen die Meinungs- und Pressefreiheit verspottet.
(APA/dpa/Reuters)