Bildungsreform: Erstes Paket soll kostenneutral sein

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Die Sprachförderung wird teuer. Das Geld dafür will man sich etwa durch das Abschaffen des Sitzenbleibens zuückholen. Und "flexibleren Personaleinsatz".

Im November wurde die Bildungsreform von SPÖ und ÖVP paktiert, nun folgen entsprechende Gesetzesentwürfe. Die Kritik an dem Paket geht vor allem in eine Richtung: "Von echter Reform keine Spur", wie das Team Stronach sagt. Oder wie es die Neos ausdrücken: "Da nähern sich zwei in Mini-Schritten dem absoluten Minimum." Einzig die FPÖ ist angesichts der "Sprachstartgruppen" angetan. "Durchaus kleine Schritte in die richtige Richtung" konzedierte der Grüne Bildungssprecher Harald Walser. Aber: "Dort, wo es dann Geld kostet, steigt sie aus."

Das erste Schulrechtspaket wurde am Mittwoch in Begutachtung geschickt, die "Presse" berichtete vorab über die wichtigsten Punkte. Dieser erste Teil soll nun weitgehend kostenneutral sein. Durch den verstärkten Zuzug von Flüchtlingen bedingte Mehrkosten für die Sprachförderung soll durch flexibleren Personaleinsatz ausgeglichen werden, heißt es in der Wirkungsfolgen-Abschätzung zum Gesetz. Die Begutachtungsfrist läuft bis zum 5. Mai.

Sprachförderung für 12,7 Mio. Euro

"Finanzielle Auswirkungen entstehen durch dieses Vorhaben im Bereich der Aufwendungen für Lehrpersonal", heißt es etwa. "Die Anpassungen der Grundschule führen teils zu Mehr- und teils zu Minderaufwendungen, die einander auf Dauer gesehen weitgehend ausgleichen." Zusätzliche Aufwendungen für Schulstartgruppen und Sprachförderkurse sollen 2016 mit 12,7 Mio. Euro zu Buche schlagen und 2017 mit 2,2 Mio. Euro. Diese Kosten sollen aus dem Integrationstopf der Regierung getragen werden.

Für die Sprachstartgruppen (Sprachförderung statt Pflichtgegenständen vor vollem Eintritt in den Regelunterricht) bzw. Sprachförderkurse (Sprachförderung im Rahmen der Pflichtgegenstände) sind übrigens verpflichtend "Diagnose- und Förderinstrumente" einzusetzen. Sowohl am Beginn als auch am Ende der jeweiligen (höchstens zweijährigen) Fördermaßnahme soll der Sprachstand erhoben, "um den Kompetenzzuwachs zu dokumentieren und entsprechende Fördermaßnahmen diagnosebasiert durchführen zu können". Von einer Startgruppe kann außerdem in einen Förderkurs gewechselt werden, beide umfassen jeweils elf Stunden pro Woche.

Abschaffen des Sitzenbleibens soll Geld bringen

Die Einsparungen ergeben sich unter anderem durch den Wegfall von Klassenwiederholungen durch das Abschaffen des Sitzenbleibens. 2014/15 wiederholten rund 1329 Kinder in den ersten drei Schulstufen eine Klasse, in der vierten waren es etwas mehr als 400. Die Wirkungsfolgenabschätzung geht davon aus, dass im Endausbau 2019/20 dann rund 1500 Kinder weniger die Volksschule besuchen als ohne die Maßnahmen. Daraus ergibt sich ein geringerer Bedarf an Lehrern.

"Erzieher für Lernhilfe" statt Lehrer

Einen flexibleren Personaleinsatz erhofft man sich auch durch das neue Berufsbild des Erziehers für Lernhilfe an ganztägigen Schulformen. Dafür vorgesehen sind Personen mit Matura und einer einjährigen Zusatzausbildung (60 ECTS-Punkte), die allerdings erst an Pädagogischen Hochschulen eingerichtet werden muss.

Einen gewissen Aufwand bringt das Paket übrigens auch für Eltern: Dieser wird insgesamt mit 20.500 Stunden pro Jahr angegeben, weil bei der Schuleinschreibung die im Kindergarten gesammelten Unterlagen, Erhebungen und Förderergebnisse vorgelegt werden müssen. Geht man von rund 82.000 Taferlklasslern pro Jahr aus, schlägt sich der Zeitaufwand pro Kind für Eltern mit etwa einer Viertelstunde zu Buche.

(APA/Red.)

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