Ein guter Kompromiss für die Erbin und für das Leopold-Museum

Kulturminister Ostermayer bewies erneut Verhandlungsgeschick.

Bei Restitutionen wurde im Leopold-Museum lang gemauert. Inzwischen ist einiges passiert. Diethard Leopold denkt offenbar anders als sein Vater, Rudolf. Es geht um den Ruf des Hauses. So wurde ein Vergleich mit den Erben nach Jenny Steiner über Schieles „Häuser am Meer“ erzielt oder über zwei Bilder von Anton Romako mit den Erben nach Mořic Eisler. Um Vergleiche zu finanzieren, darunter auch über Schieles „Wally“, die in den USA beschlagnahmt war, verkaufte das Museum Schieles „Häuser mit bunter Wäsche“.

Nun hat man sich auch mit der hochbetagten Erbin nach Karl Mayländer geeinigt. Das ist erfreulich. Kulturminister Josef Ostermayer hat erneut Gespür für die Umsetzung des Möglichen bewiesen. Bei Arbeitsmarkt-, Bankangelegenheiten oder bei der Verwaltungsreform, so hat man den Eindruck, lassen sich Politiker eher dazu verleiten, Lösungen wegen der Komplexität der Probleme auf den Nimmerleinstag zu verschieben. Wieso werden nur zwei von fünf Zeichnungen zurückgegeben? Das ist eben so bei einem Kompromiss.

Wenn Vergleiche verhandelt werden, treten Politiker, Anwälte, Stiftungsvorstände, kurz gesagt wichtige Persönlichkeiten auf. Einen gewaltigen Teil der Arbeit aber erledigen die Provenienzforscher, die in mühseliger Recherche Details und widersprüchliche Auskünfte zu den Fällen sammeln. Die Causa Mayländer ist dafür ein besonders interessantes Beispiel. Sich das Schicksal dieses Mannes zu Gemüte zu führen mag auch für Skeptiker lehrreich sein, die nach dem Warum solcher Deals fragen.

E-Mails an: barbara.petsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2016)

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